Union Berlin: Neue Gegner aus dem Süden kennenlernen
In der frisch eröffneten Dritten Fußballliga will Union nicht lange bleiben: Ziel ist der Aufstieg. Im zweiten Spiel hats am Samstag immerhin mit dem ersten Sieg geklappt - gegen Stuttgart, eines der vielen bisher unbekannten Teams
5.107 Fußfall-Fans, sofern sie Anhänger des 1. FC Union waren, pilgerten am Sonnabend vergnügt vom Jahnsportpark nach Hause. Ihre "Eisernen" hatten die Bundesliga-Reserve des VfB Stuttgart mit 3:1 (2:0) besiegt. Der erste Erfolg im zweiten Spiel in der neuen 3. Liga ist geschafft, nachdem die Premiere beim 1:2 gegen Bayern Münchens Zweitvertretung in die Hose gegangen war.
"Ich freue mich auf die 3. Liga. Sie ist eine Chance für den Fußball", hatte Unions Sportdirektor Christian Beeck vor dem Anpfiff der bundesweiten Spielklasse Ende Juli frohlockt. Professionelle Strukturen, hohe TV-Präsenz und wirtschaftlich gesunde Vereine hat der DFB seinem "jüngsten Kind" an der Wiege versprochen. Die 20 Clubs umfassende Spielklasse soll einen perfekten Unterbau bilden für die beiden Bundesligen. "Die 3. Liga soll eine Qualitätsmarke werden", so DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach. Ein hehres Versprechen.
Zweifel sind erlaubt. Schon wird Kritik laut, dass ein Drittligist nur knapp 600.000 Euro aus dem DFB-"Länderspiel-Vertrag" mit ARD und ZDF erhält. Bei Union hatte man auf eine Million gehofft. "Wir sollten der neuen Liga eine Chance geben", fordert Beeck trotzdem.
Bei den Eisernen in Köpenick herrscht Aufbruchstimmung. Das baufällige Stadion an der Alten Försterei wird nach jahrelangem Hin und Her modernisiert. Für die alte Bruchbude hätte Union keine Spielgenehmigung mehr erhalten. Bis die "Neue Försterei" mit ihren 23.500 Plätzen und überdachten Stehrängen im Oktober bezugsfertig ist, müssen Spieler und Fans allerdings in den ungeliebten Jahnsportpark in Prenzlauer Berg ausweichen - dort, wo ausgerechnet Erzrivale BFC Dynamo einst beheimatet war.
Das kühle Ambiente im Jahnstadion, dessen Leichtathletik-Laufbahn die Fanränge vom Spielgeschehen weit entfernt hält, ist das Gegenteil zum prickelnden "Löwenkäfig"-Feeling in der Alten Försterei, wo die Fans - ohne störende Tartan-Bahn zwischen sich und dem Rasen - fast schon mittendrin statt nur dabei sind. Im Oktober zieht Union vom ungeliebten Zentrum in die Peripherie nach Köpenick zurück - in eine vermutlich bessere Zukunft. Wirtschaftlich scheinen die Eisernen nach schwierigen Jahren auf dem aufsteigenden Ast. "Sofern die letzten Gespräche positiv verlaufen, können wir mit knapp 140 Sponsoren in die Saison starten", erklärt Präsident Dirk Zingler, der mit einem Vereinshaushalt von 5 Millionen Euro einen der höchsten Etats in der 3. Liga verantwortet.
Sportlich betritt Union in der jüngsten DFB-Klasse Neuland. "Die Mannschaften aus dem Süden sind für uns unbekannte Größen", gesteht Stürmer Karim Benyamina. Der doppelte Torschütze gegen Stuttgart ist bisher nicht über das Revier der Regionalliga Nord hinausgekommen. An die aus Süddeutschland hinzugestoßenen Rivalen wie Aalen und Sandhausen in Baden-Württemberg oder dem bayerischen Burghausen müssen sich die Nordlichter noch gewöhnen. Vielleicht auch deshalb ist Union-Trainer Uwe Neuhaus zurückhaltend, was sein Saisonziel mit den Berlinern angeht. "Wem bringt das was, wenn ich jetzt sage, wir wollen unter die ersten fünf kommen?"
Sein Vorgesetzter ist da forscher. "Unser gesamtes Handeln ist danach ausgerichtet, den Sprung in die 2. Bundesliga zu schaffen", erzählt Präsident Zingler. Um verbal gleich den Fuß vom Gaspedal zu nehmen: "Dieses Ziel kann man nicht in einer einzigen Spielzeit erzwingen. Wir wollen aber von Jahr zu Jahr die Wahrscheinlichkeit erhöhen, diesen Sprung zu realisieren."
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