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Archiv-Artikel

Ganz bestimmt kein TripHop: „Neulander“ in der Tanzhalle Unbekümmert mit Pop hantieren

Vor gut einem Jahr bezeichnete sie die New York Times als Geheimtipp für das Jahr 2003, und so richtig viel dürfte sich seitdem nicht getan haben am Bekanntheitsgrad von Neulander. Unter dem Dach der Münchener Disko-B-Geschmackssicherer seit kurzem auch hierzulande auf Platte erhältlich, ist der Synthiepop des Duos bestenfalls eine Flüsterangelegenheit gut Informierter. Eine Hand voll Clubshows sollen da Abhilfe schaffen: nach New Yorker Lofts und einem Schloss in Schweden nun also erstmals deutsche Hipster-Konzertschuppen.

So schlecht sieht es ja nicht aus für die unbekümmert mit gut 20 Jahren Pop hantierende Rezeptur aus kargem Human-League-Pathos und effektverhangenem Shoegazer-Pomp, selbstverliebtem Synthiegegrummel und die Welt umarmendem Songwriter-Kitsch in wechselnder Zusammensetzung. Schließlich haben ähnlich gelagerte Modelle wie Ladytron, The Faint, Client oder Robots In Disguise eine kleine Interessensnische erkennen lassen.

Bevor Adam Peters und Karina Knoll sich in New York kennen lernten, wo sie seit 2002 gemeinsam Musik machen, war die gebürtige Österreicherin, die an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste studiert hat, Teil von interdisziplinären Multimedia-Projekten wie der Hamburger Künstlerinnengruppe „-Innen“. Peters drehte derweil die Studio-Knöpfchen für angejahrte Britpop-Größen wie Siouxsie And The Banshees oder auch Lloyd Cole, spielte eine Weile bei Echo And The Bunnymen oder machte Film- und Fernsehmusik.

Aus ersten Skizzen wurden rasch Songs, so geht die Geschichte, und die eine oder andere Komposition fürs unlängst fertig gestellte Debütalbum Smoke + Fire borgte man sich bei Freunden. Was Neulander da aus deutlich nachzuvollziehenden Anleihen und beinahe zeitlosen Song-Kunstgriffen anfertigen, ist, aller ähnlichen zur Schau gestellten Arbeitsteilung – dem Macher im Hintergrund und der schönen Frontfrau – zum Trotz eines ganz bestimmt nicht: TripHop. Alexander Diehl

Samstag, 20 (!) Uhr, Tanzhalle