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Umweltministerin reißt Hotels abSpanien räumt die Küste auf

Illegale Bauten verschandeln Spaniens Küsten - die Regierung will einen Teil der Gebäude beseitigen. Besitzer sollen mit Milliarden entschädigt werden.

Sprengung eines Hotels an der spanischen Atlantikküste. Bild: ap

MADRID taz Spaniens Regierung möchte die Küste von Bausünden säubern. Ob Hotels oder Villen, ob einfache Häuser oder Feriensiedlungen: alles, was zu nahe am Meer gebaut ist, soll weg. So sieht es ein Plan von Umweltministerin Cristina Narbona vor, der am Mittwoch den betroffenen Regionalregierungen vorgelegt wird.

Spanien ist das Land der illegalen Bauten. Trotz eines Küstenschutzgesetzes aus dem Jahre 1988 wird weitergebaut, wo es eigentlich verboten ist. Das Gesetz sieht vor, dass bis dort, wo die Wellen bei höchstem Seegang gelangen, alles dem Staat gehört. Hinzu kommen sechs Meter, um die Küste für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, gefolgt von 100 Metern Schutzzone. In dieser dürfen zwar Parks, Sportanlagen sowie landwirtschaftliche Nutzflächen angelegt werden. Eine Bebauung jedoch ist ausgeschlossen. Wer bereits vor dem Gesetz dort sein Haus hatte, bekam 1988 eine Schonfrist von 30 Jahren.

Doch das Gesetz zeigt wenig Wirkung. Der Tourismus ist der Motor der spanischen Ökonomie. Da schauen Gemeinde- und Regionalverwaltungen gerne weg. So werden zurzeit zwei Hotelhochhäuser in Benidorm an der Costa Blanca auf Gemeindeland direkt am Meer errichtet, im Naturpark Cabo de Gata in Südspanien entsteht ein Hotelkomplex am Strand, und in Almeria wird ein Neubaugebiet direkt am Meer errichtet.

Am Mittelmeer sind 32 Prozent der Küste bereits verbaut, 11 Prozent sind zum Bau freigegeben. Insgesamt sind 1.000 Kilometer bis fast ans Wasser verbaut. Nur 32 Prozent der Küste wird, wie im Gesetz gefordert, geschützt. Spanien hat insgesamt 8.000 Kilometer Küste an Mittelmeer und Atlantik. Die Bauwut hat bereits 70 Prozent der Dünenlandschaft erheblich geschädigt.

5 Milliarden Euro will die Regierung jetzt ausgeben, um 776 Kilometer Küste zurückzugewinnen. Dort sollen Küstenwege für Radfahrer und Wanderer entstehen. "Wir wollen verhandeln und nicht direkt enteignen", erklärt der Staatssekretär im Umweltministerium, Antonio Serrano, exklusiv in der Tageszeitung El País. Denn Enteignungen können lange dauern, wenn die Besitzer vor Gericht ziehen.

Das Ministerium will eng mit den Regionalregierungen und den Küstengemeinden zusammenarbeiten. Denn dem Staat gehört nur der unmittelbare Küstenstreifen. Die 100-Meter-Schutzzone fällt unter die Verantwortung der Gemeinden. Neben dem Landschaftsschutz sorgt sich das Ministerium auch um den Klimawandel. Wissenschaftler haben errechnet, dass das Mittelmeer ständig steigen wird. 15 Meter Küste sollen dadurch bis 2050 verloren gehen. Viele der Gebäude, die jetzt weg sollen, stünden dann ohnehin im Wasser.

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