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Umweltkatastrophe im Donez-Becken

■ Giftige Gase in Kohlegruben / Drei tote und mindestens 60 verletzte Bergarbeiter / Das Gift kommt aus einer jahrzehntealten illegalen Müllhalde / Vier Bergwerke geschlossen

Moskaus (dpa/adn/afp) - In der Kohleregion im Donez-Becken in der Ukraine braut sich offensichtlich eine Umweltkatastrophe zusammen. Wegen chemischer Dämpfe, die von einer jahrzehntealten Giftmülldeponie herrühren, mußten bis gestern vier Bergwerke geschlossen werden. Drei Bergarbeiter sind an Vergiftungen gestorben, 63 mußten in Krankenhäuser eingeliefert werden. Rund 10.000 Arbeiter sind von den Grubenschließungen betroffen.

Ursache der Bedrohung ist eine illegale Abraumhalde, auf die seit 30 Jahren unkontrolliert flüssige und feste Giftabfälle gekippt werden, die in die Erdschichten und Kohleflöze eindringen. Durch ein weiteres Vordringen der Giftstoffe ins Trinkwasser, in Trinkwasserstauseen und ins Asowsche Meer ist nach Berichten der 'Prawda‘ das ganze Kohlerevier von einer Katastophe bedroht. Bereits im Dezember des vergangenen Jahres waren drei Arbeiter der benachbarten Alexander-Zapad-Grube an Vergiftungen gestorben, als 40 Tonnen Chlorbenzol ins Erdreich eingesickert waren, die von einer nahen Chemiefabrik stammten. Über die Menge der Abfälle gebe es keine Angaben, schreibt die 'Prawda‘. Nach ersten Analysen wurden in den Gruben Stoffe entdeckt, die es hier zuvor nicht gab. Darunter Formaldehyd und Zyanide sowie andere chemische Stoffe. Nach Angaben der Regierungszeitung 'Iswestija‘ konnten sich im Laufe der Jahre 1.500 chemische Verbindungen bilden, die zum Teil unbekannt waren.

Mit Kundgebungen und Versammlungen protestieren täglich die Betroffenen in den Städten Gorlowka und Jenakijewo gegen eine weitere Vergiftung und fordern die Bestrafung der Schuldigen. Wie die Zeitung 'Rabtotschaja Tribuna‘ berichtete, wurden nach dem Dezemberzwischenfall die Schuldigen lediglich mit „Verweisen“ zur Verantwortung gezogen. Die Staatsanwaltschaft habe die Ermittlungen aufgenommen. Die französische Nachrichtenagentur 'afp‘ meldete gestern, mehrere 1.000 Grubenarbeiter seien in den Streik getreten.

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