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■ UmfrageBloß nicht ins Heim

Die zukünftigen Alten wollen weder bei ihren Kindern wohnen, noch im Altenheim. Das fand jetzt eine Studie der Landesbausparkasse heraus. Im Auftrag der LBS wurden etwa 300 repräsentative BremerInnen zwischen 45 und 65 Jahren nach ihren Wünschen für's Wohnen im Alter befragt: 90 Prozent wollen nicht bei den Kindern wohnen, 70 Prozent lehnen Alten- und Pflegeheime ab. Die Betreuung dort wird als Bevormundung angesehen. Allerdings fehlt ihnen, wenn sie in ihrer angestammten Wohnung bleiben, die Sicherheit. „Service-Wohnen“, meint die Studie, sei die Lösung.

„Service-Wohnen“ bedeutet, daß die SeniorInnen statt eines teuren Rundum-Services Service-Leistungen nur nach Bedarf abrufen: Hilfen im Haushalt, handwerkliche Dienstleistungen, Fahrdienste, Hausbesuche von ÄrztInnen ...

Die von der Studie ermittelte künftige Nachfrage wird jedoch das Angebot in Bremen bei weitem übersteigen. Es steht nämlich der „Geburtenberg der 30er und 40er Jahre“ kurz vor der Verrentung. Rund 5.000 BremerInnen werden künftig pro Jahr ins Rentenalter wechseln. Die Gewoba aber hat nur rund 155 Wohnungen mit Teil-Service im Angebot. SeniorInnen müßten sich das „Service-Wohnen“ also schon selbst organisieren.

Sich für dieses halbbetreute Wohnen zu entscheiden, setzt bei den SeniorInnen ein gerüttelt Maß an realistischer Selbsteinschätzung voraus: Sie müssen sich rechtzeitig und nicht erst nach dem zweiten Sturz eingestehen, daß sie in gewissem Maß hilfsbedürftig sind. Häufig, so die Gewoba, interessierten sich die Leute erst für's „Service-Wohnen“, wenn sie eigentlich schon Pflegefälle sind.

Doch offenbar denken zukünftigen RentnerInnen frühzeitiger und konkreter an ihr Leben im Alter als heutige RentnerInnen. Schließlich wissen sie von sich selbst, daß sie nicht bereit oder in der Lage sind, für ihre Eltern in der Not einzuspringen und erwarten das darum auch nicht von ihren Kindern.

Als Mini-Service soll in Gewoba-Wohnungen übrigens bald ein Haus-Notruf-System eingeführt werden, ein Angebot der Arbeiterwohlfahrt. Die SeniorInnen tragen dann einen „Funkfinger“ um den Hals, der zum Beispiel bei einem Sturz Alarm schlägt. Kostet 65 Mark im Monat. cis

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