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Umdenken - betr.: "An der Nadel und hinter Gittern", taz vom 16.4.1996

Betr.: „An der Nadel und hinter Gittern“, taz hh vom 16.4.96.

Spritzen sind im offenen Vollzug verfügbar! Während sich ein abhängiger Häftling in geschlossenen Anstalten täglich dem Risiko einer HIV-Hepatitis-Infizierung aussetzt, können in Hamburg in verschiedenen Einrichtungen der akzeptierenden Drogenarbeit und -hilfe gebrauchte gegen neue Spritzen 1:1 getauscht werden!

Die Zahl der Drogentoten in Hamburg ist gesunken, und endlich zeigen sich die Bediensteten in Fuhlsbüttel II aufgeschlossen, statt strikt ablehnend, torpediert Herr Hoffmann-Riem diesen beginnenden Umdenkungsprozeß im Ansatz. Er mag sich, in die Verantwortung gezogen, Zeit nehmen für das Thema humane Drogenhilfe. Er sollte aber daran denken, daß jeden Tag, den er sich Zeit läßt, bundesweit HIV- und Hepatitisleidende produziert werden. Wenn er weiß, daß Ärzte außerhalb und innerhalb der Mauern nicht die gleiche Verantwortung tragen, sollte er sich auch fragen, wie, und vor allem in welcher Qualität das Heroin in den Knast kommt und wissen, daß daran nichts zu ändern ist. Hier beginnt seine Verantwortung. Statt vorhandenes Geld für Analysen zu verschleudern, die für wen wichtige Aussagen über das Drogenverhalten der Abhängigen im Knast machen, sollte der Justizsenator den Begriff ärztliche Fürsorgepflicht mit Inhalt füllen und sich weit nach vorne wagen. Er hat nichts zu verlieren, die Junkies in geschlossenen Anstalten alles! Das kann er nicht wollen. Ursula Doris Warmbrunner

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