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Überzogen -betr.: "An die frische Luft gesetzt", taz vom 5.12.94

Betr.: „An die frische Luft gesetzt“, 5.12.94

(...) Ich habe den Eindruck, daß hier ein Mensch geschrieben hat, der die Kirche - welche Kirche auch immer - nicht sehr gut kennt. (...) Denn neben den Konservativen gibt es in jeder Kirche Menschen, denen die Welt und ihr Ungerechtssystem sehr viel zu denken und zum Handeln geben. Längst ist die Kirche kein Ort mehr nur der Stille und des Duckens, sondern des wachen Sinns und des Mahnens. Daß der Fall der Mauer nicht nur wenig mit dem Wirken der Kirchen in der DDR zu tun hatte, dürfte auch Ihnen bekannt sein.

Nur so zu tun, als würde der Kirchentag den SchülerInnen nur schaden, scheint mir angesichts der Fakten doch recht überzogen zu sein. (...) Zudem übernachten KirchentagsbesucherInnen nicht nur in Schulen, sondern es gibt etliche Privatquartiere; und auch nicht wenige Kirchengemeinden nehmen KirchentagsbesucherInnen auf.

Zwar hört sich das ganz gut an, daß der Kirchentag nun schon zum dritten Mal in Hamburg ist - aber in welchem Zeitraum denn? Innerhalb von 40 Jahren! In diesem Zusammenhang betrachtet, ist die Zahl „3“ nun vielleicht nicht mehr so schreckenerregend. Oder doch?

(...) So zu tun, als sei jede anders gefüllte Stunde an unseren Hamburger Schulen ein Beinbruch für unsere Kinder, ist doch ein wenig übertrieben! Im übrigen, um eine Stellungnahme zu diesem Thema zu bekommen, wäre die richtige Anlaufstelle das Büro des Deutschen Evangelischen Kirchentagses (und nicht die Nordelbische Lutherische Kirche) gewesen. (...)

Im übrigen: Die Evangelisch-methodistische Kirche, deren Pastor ich bin, ist keine Landeskirche und gehört in keiner Weise zur Evangelischen Landeskirche. Ich belle also nicht als getroffener Hund. Aber meine Sicht gegenüber dem Kirchentag ist doch etwas anders als von Frau Schneider dargestellt.

Mit freundlichen Grüßen, Ihr

Pastor Hans Martin Renno

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