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Archiv-Artikel

Über nicht ganz saubere Geschäfte mit dem Zoll Israelisches Kombinot

VON SUSANNE KNAUL

NEBENSACHEN AUS JERUSALEM

„Brauchst du vielleicht einen neuen Kühlschrank?“, fragt mein Nachbar. „Oder eine Klimaanlage?“ Er habe da Vergünstigungen, nur liefen die demnächst ab. Vor knapp sechs Monaten ist er eingezogen. Vorher lebte er für ein paar Jahre in North Carolina. Als „rückkehrender Bürger“ genießt er eine ganze Liste von Privilegien. Problem ist, dass sie nur auf ein halbes Jahr angelegt sind, und das ist jetzt vorbei.

Immerhin 17 Prozent Mehrwertsteuer könnte ich sparen, wenn ich mich jetzt zum Kauf dieser Klimaanlage durchringe. Er selbst hat ein tragbares Modell und sein uralter Kühlschrank tut es auch noch. Ich könnte eine Klimaanlage wirklich gut gebrauchen, gebe ich zu und gleichzeitig zu bedenken, dass ich seit 20 Jahren im Land bin, also alles andere als eine Rückkehrerin und außerdem nicht im Besitz einer Staatsbürgerschaft. Warum sollte ausgerechnet ich also die 17 Prozent Mehrwertsteuer sparen können. „Kombinot“, sagt er (zu Deutsch: nicht ganz saubere Geschäfte) und verspricht, dass wir das schon hinkriegen. Wir müssten eben behaupten, dass die Anlage für ihn sei. Nachher würden wir dann halbe-halbe machen. Ich solle jetzt nur noch einen Kostenvoranschlag besorgen.

Ich bestelle einen Klimaanlagentechniker für den Kostenvoranschlag. Er empfiehlt das Modell „Elektra-Verteiler“, das garantiert alle Zimmer schön kühl hält und dabei noch Strom spart. „Damit fahren wir jetzt zum Zoll“, sagt mein Nachbar, als ich ihm den Zettel hinhalte und gar keine Lust mehr habe, weil sich die Sache ohnehin kaum lohnt. Er ignoriert mich und geht zum Auto. Dem Staat etwas zu schenken, also auch Vergünstigungen verfallen zu lassen, geht nicht. „Damit verstößt du gegen das elfte Gebot“, sagt er.

Die Zollbeamtin riecht sofort Lunte. Wahrscheinlich kommen jeden Tag Betrüger zu ihr. Da fehle ja noch der Mietvertrag, brummt sie, und außerdem sei die Anlage viel zu groß für die Ein-Zimmer-Wohnung, in der mein Nachbar wohnt. Ist sie natürlich, aber nicht für meine, die hat drei Zimmer. Am besten, sie rufe mal bei diesem Techniker an, meint die Beamtin. Jetzt ist es aus, denke ich. Doch der mit „Kombinot“ vertraute Techniker schaltet sofort und erklärt überzeugend, warum die kleine Wohnung eine so große Kühlanlage braucht. Die Mehrwertsteuerbefreiung kriegen wir trotzdem nicht, weil der Mietvertrag fehlt. Wir ziehen ab. Unverrichteter Dinge und mit roten Ohren.