■ Die anderen: Über Bestrebungen, die europäische Verteidigung zu stärken, kommentiert die „Financial Times“ / Die „Times“ zum Streit um den Bau einer Moschee in Nazareth / „Paris-Normandie“ aus Rouen zum Stopp der Ölausfuhren durch Irak / Über den Besuch Clinton im Kosovo schreibt „Corriere della Sera“
Die britisch-französischen Bestrebungen, die europäische Verteidigung zu stärken, kommentiert die Wirtschaftszeitung Financial Times: Im Großen und Ganzen sind die USA mit der britisch-französischen Initiative einverstanden. Denn es ist das erste Mal, dass sich die europäischen Bestrebungen auf die militärische Schlagkraft – und nicht auf Institutionen – konzentrieren. Sogar in Frankreich sind die Pläne nicht mehr offen gegen die Nato gerichtet. Aber Washington möchte, dass der Nato im Krisenfall ein Vetorecht eingeräumt wird, da die EU-Länder bei einer eigenen Militäroperation primär auf Nato-Einrichtungen und –Material zurückgriffen.
Zum Streit um den Bau einer Moschee in Nazareth schreibt die Londoner Times: Umstritten ist, dass die Muslime darauf bestehen, die Moschee über dem Grab von Saladins Neffen zu bauen, genau neben der Verkündigungskirche. Die krasse und wenig hilfreiche Verurteilung der Pläne durch den Vatikan hat die Spannungen im Nahen Osten geschürt. Die israelische Regierung hatte dem Vorhaben zugestimmt. Nun ist ein unheiliger Streit entfacht worden, der den Beziehungen zwischen Christen und Muslimen in der ganzen Welt nachhaltig schaden wird. Es hat sich gezeigt, dass Lösungen, die allen gerecht werden sollen, am Ende keinen zufriedenstellen.
Die Zeitung Paris-Normandie aus Rouen meint zum Stopp der Ölausfuhren durch Irak: Der irakische Diktator ist vielleicht ein Verbrecher, aber er weiß, wo er den Westen treffen kann. Während die Opec-Staaten beschließen, ihre Exporte zu beschränken und damit den Ölpreis hoch zu halten, verstärkt Saddam Hussein diesen Vorgang. Damit erinnert er einmal mehr daran, dass alle Strategien, sich seiner zu entledigen, bisher gescheitert sind. Weder der Krieg gegen ihn noch das Embargo, das zu einer Tragödie für sein Volk geworden ist, konnten ihn zur Vernunft bringen. Unsere Politik muss geändert werden, bevor sie zur Schande wird.
Über den Besuch von US-Präsident Bill Clinton im Kosovo schreibt die Mailander Zeitung Corriere della Sera: Sollte Milosevic die CNN-Direktübertragung von der Apotheose Clintons im Kosovo gesehen haben, so müssen sich die Bilder wie glühendes Eisen bei ihm eingebrannt haben. Die jubelnden Menschen haben den Sieger wie den Messias empfangen, begeistert von seinem Versprechen, dass Milosevic nie mehr das Kosovo kontrollieren wird. Und die Soldaten haben ihren Führer wie einen modernen Cäsar verehrt. Nicht einmal Bush erhielt vor neun Jahren einen so triumphalen Empfang in Kuwait nach dem Sieg über Saddam Hussein.
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