: USA wollen IWF-Kredit für Rußland unterstützen
■ Clinton vertraut auf Jelzins Zusicherungen zur Reformpolitik in Rußland
Washington (AFP) – US-Präsident Bill Clinton will sich für die Gewährung eines 9-Milliarden- Dollar-Kredits (rund 13,3 Milliarden Mark) des Internationalen Währungsfonds (IWF) an Rußland eingesetzen. Er sei „von den Zusagen überzeugt“, die Präsident Boris Jelzin ihm hinsichtlich der Weiterführung der russischen Reformpolitik gegeben habe. „Ich denke, daß der IWF-Kredit ermöglicht werden sollte und die USA und ihre Verbündeten ihn unterstützen“, sagte Clinton gestern im Beisein von Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin.
Auch US-Vizepräsident Al Gore äußerte sich anerkennend über die wirtschaftliche Entwicklung in Rußland. Trotz aller Probleme und Konflikte habe Rußland im vergangenen Jahr seinen Willen zu Reformen umgesetzt, sagte Gore. Er hatte mit dem russischen Regierungschef bei ihrem Treffen in Washington Erleichterungen beim Zugang Moskaus zum internationalen Satellitenmarkt sowie mögliche US-Hilfen für die russische Forstwirtschaft vereinbart. Gleichzeitig wies Gore aber darauf hin, daß die Unterstützung der USA für die Reformen in Rußland nicht untrennbar mit Präsident Jelzin verknüpft sei. „Wir unterstützen bestimmte Prinzipien, nicht eine einzelne Persönlichkeit, sagte Gore im Hinblick auf die Präsidentenwahlen in Rußland. Über die Kreditzusage waren Zweifel aufgekommen, nachdem Jelzin mehrere reformorientierte Politiker entlassen hatte, darunter den für die Privatisierungen zuständigen Minister Anatoli Tschubais. Mit dem IWF-Kredit soll Moskau die Möglichkeit erhalten, Verpflichtungen gegenüber dem Pariser Club in Höhe von 55 Milliarden Dollar (rund 80 Milliarden Mark) umzuschulden. Der Kredit, über den in zwei Wochen entschieden werden soll, ist der bisher höchste an Rußland und der zweithöchste Einzelkredit, der überhaupt je vom IWF vergeben wurde. Nur Mexiko hat bisher mehr Geld vom IWF erhalten.
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