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Archiv-Artikel

US-STEUERN: BUSH GLAUBT AN DIE AKTIEN UND BESCHENKT DIE REICHEN Ein Geschenk für Privatiers

Gegen Wiederbelebungsversuche erweist sich die US-Wirtschaft derzeit als ziemlich resistent. Weder die Steuersenkung kurz nach Präsident Bushs Amtsantritt hat viel gebracht noch der Zinssturz im letzten Jahr. Nun soll ein neuer Vorschlag aus dem Weißen Haus der Konjunktur auf die Beine helfen: Dividenden dürfen künftig steuerfrei bezogen werden. Angebracht ist der unerschütterliche Glaube an die Macht der Aktien allerdings nicht.

Bush kalkuliert, dass mit der Steuerstreichung die Einkommen steigen und sich über mehr Konsum die Wirtschaft belebt. Was seine Berater nicht beachtet haben, die oppositionellen Demokraten aber zu Recht vorrechnen: Weil von der Steuersenkung vor allem die Reichen profitieren, hilft das der Konjunktur gar nichts. Denn je höher das Einkommen, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Konsumbedarf bereits zu hundert Prozent befriedigt ist. Sprich: Wer schon zwei Autos besitzt, kauft sich nicht noch ein drittes, nur weil er plötzlich mehr Geld hat. Für das Eingesparte sucht er höchstens nach neuen Kapitalanlagen.

Auch die Hoffnung, das Steuergeschenk würde für den Kauf neuer Aktien verwendet und ziehe mit den Börsenkursen auch die Wirtschaft nach oben, wird sich schnell verflüchtigen. Erstens sind Aktien seit einiger Zeit eine unsichere Geldanlage. Gut möglich, dass das Kapital statt in US-Aktien in europäische Staatsanleihen wandert, was sich schon wegen des aufgewerteten Euro lohnt. Dann bleiben die Kurse an den amerikanischen Börsen dort, wo sie sind: im Keller. Zweitens helfen auch steigende Aktienkurse der Konjunktur nicht wirklich. Sie gaukeln einen Reichtum vor, der nur auf dem Papier existiert. Denn sobald die Anleger im großen Stil verkaufen, um Geld für den Konsum in der Tasche zu haben, fallen die Kurse wieder.

Daneben ist der Wegfall der Dividendensteuer ein grandioses Geschenk an alle Privatiers, an all diejenigen also, die so reich sind, dass sie von ihrem Vermögen leben können. Und an alle, die dazu erst in der Lage sind, sobald ihnen der Staat überhaupt keine Besteuerung des Einkommens mehr abverlangt. KATHARINA KOUFEN