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Archiv-Artikel

US-Friedensfreunde ohne Visionen KOMMENTAR VON ADRIENNE WOLTERSDORF

In Washington haben erneut Tausende gegen den Krieg im Irak demonstriert. Ist das jetzt endlich die erhoffte amerikanische Friedensbewegung? Leider nein. Bereits die Symbolik des „Marsches auf das Pentagon“ zeigt, wie schwach das Anliegen der Aktivisten in den Weiten der USA widerhallt.

Um sicherzugehen, dass diesmal mehr als nur die wackeren Dauerdemonstranten kommen, hatte man sich bewusst den 40. Jahrestag der großen Anti-Vietnamkriegs-Demo ausgesucht. Doch ein Anknüpfen an die damalige Volksempörung ist nicht in Sicht. Und das, obwohl die Organisatoren der Demo alle vorbereitenden Register gezogen haben – und das schon seit fast einem Jahr. Das Ergebnis ist, wie schon bei früheren Antikriegsdemos in Washington, leider mager. Dabei gibt es in den Vereinigten Staaten durchaus ein landesweites Netzwerk engagierter Friedensgruppen. Sie versuchen aus ihre Schwäche noch das Beste zu machen: Die fehlende Masse an Demonstranten wird durch Prominenz und TV-Tauglichkeit kompensiert. So sprach gestern unter anderem Jane Fonda vor dem Pentagon.

Die meisten AktivistInnen sehen ihren Protest als medienwirksame Unterstützung für die Demokraten im Kongress. Diese sollen in ihren diffizilen Bemühungen bestärkt werden, Präsident George W. Bush den Kriegsgeldhahn abzudrehen. Fern von Friedenstaubenutopien sind sich kritische US-BürgerInnen bewusst darüber, wie tief ihr Land seit dem 11. September unter der sich daraus abgeleiteten Politik gespalten ist. Aber: Noch immer hält eine große Mehrheit der Bevölkerung die US-Invasion im Irak für eine notwendige Antiterrormaßnahme.

Die Wut über gefallene Söhne und Ehemänner ist groß. Aber da es selbst von den bereits heftig wahlkämpfenden Präsidentschaftskandidaten wie Hilary Clinton und Barak Obama noch keinerlei praktikable Ideen gibt, wie es weitergehen soll mit dem Irak, ist die kritische Hälfte der USA eben etwas kleinlaut geblieben. Diese allgemeine Visionslosigkeit ist schließlich der Hauptgrund dafür, warum die meisten Friedensfreunde dann auch lieber zu Hause bleiben, statt zu TV-gerechten Aktionen in die ferne Hauptstadt zu fahren.

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