UNVERBREMT: HENNING BLEYL ÜBER DEN STADTMUSIKANTEN-PREIS : Die Bauchnabel-Gala
Es war Hans-Joachim Freys letzter Auftritt: die Verleihung des „Stadtmusikanten-Preises“. „Mein Abschiedsgeschenk an Bremen“ nennt Frey die Gala, bei der er Regie führte – immerhin ist es diesmal ein relativ kostenneutrales. Und hat zudem den Vorzug, noch einmal Freys Konzept zur Rundum-Nutzung des Goetheplatzes vor Augen zu führen: „Unternehmen können das Theater für ihre Aufsichtsratssitzungen und Geschäftsführermeetings anmieten, in den Pausen bekommen sie Kultur geboten“, hatte Frey 2007 angekündigt. Aus derartigen Einnahmen wurde zwar nichts. Aber die Preis-Gala folgt der selben Glamour-Logik, Theater als Ort des schönen Scheins zu definieren.
Ansonsten ist gegen undotierte Preise und gesponsorte Galen natürlich nichts einzuwenden. Jens Böhrnsen durfte, in der Ansprache des Touristik-Chefs, noch einmal Bundespräsident sein und Frey, in der Wahrnehmung von Preisträgerin Katja Riemann, Intendant. Auch einen anderen „Hausherrn“ und „Künstlerischen Leiter“ (Hans-Georg Wegner) gab’s auf einmal. Dass der Goetheplatz derzeit kollektiv geführt wird, passt, trotz aller Stadtmusikanten-Teamwork-Rhetorik, wohl nicht zum Geist einer solchen Gala und fällt durchs Wahrnehmungsraster.
Wie lange ist das Konzept durchzuhalten, „Bremen-Promis“ auszuzeichnen? Wer vier pro Jahr verheizt, muss irgendwann erfinderisch werden. Und, statt einer Loriot-Zeichnung, den goldenen Bauchnabel als Trophäe überreichen.