UNVERBREMT: HENNING BLEYL ÜBER BREMER IN BAYREUTH : Der verflixte siebte Monat
Kaum ist Peter Gloystein im Landesmuseum für Kunstgeschichte und Kultur als Exponat zu musealen Ehren gekommen, da findet er auch bundesweit Beachtung: Sein Rücktritt als Vorsitzender der „Freunde Bayreuths“, verbunden mit dem Verzicht auf einen Sitz im allmächtigen Aufsichtsrat der Wagner-Festspiele, wurde von allen Nachrichtenagenturen gewürdigt. Doch was hat ein Senator-Sektflaschenfoto in der Manieren-Ausstellung mit einer kleinen Götterdämmerung im Fränkischen zu tun?
Die augenfällige Parallele besteht im Zeitlichen: Das Begießen eines Obdachlosen führte zum Aus nach acht-monatiger Amtszeit, in Bayreuth packt Gloystein jetzt nach sieben Monaten seine Sachen. Ohne, so weit bekannt, die Ticketlosen dieser Welt mit irgendetwas genässt zu haben. Der Abtritt sei seiner „beruflichen Beanspruchung als Unternehmensberater und Kulturmanager“ geschuldet, erklärt Gloystein. Letzteres lässt aufhorchen. „Kulturmanager“?!? Sein Drittamt als Kultursenator, in das Gloystein als „bekennender Dilettant“ eingeführt wurde, hat offenbar tiefere Interessensspuren hinterlassen, als in Bremen wahrnehmbar war. Ein weiterer Beweis für die fruchtbare Wirkung selbst flüchtiger Begegnungen mit der Kunst!
Zurück zur Achse Bremen-Bayreuth: „Schon rein räumlich“ kenne er sich „besser aus“ als Gloystein, verkündet dessen Nachfolger Georg v. Waldenfels mit bemerkenswertem Abgrenzungsbedürfnis. Doch Gloystein hat die fränkische Provinz längst hinter sich gelassen. Als Beirat von „Lincoln international“ bringt er sein Know How am rechten Platz zur Geltung, die Investmentbank ist unter anderem im Sektor „Nahrungsmittel und Getränke“ tätig. Alles weitere in sieben Monaten.