UNVERBREMT: ENDLICH EIN THEMA: Auf der Siegerstraße
Öde ist der Bürgerschaftswahlkampf die längste Zeit gewesen. Denn jetzt haben die Newcomer der Bremischen Integrationspartei endlich ein Thema gesetzt, das sich gewaschen hat.
H eureka!, es ist gefunden. Endlich! Der Bürgerschaftswahlkampf bekommt auf der Zielgeraden ein Thema. Wie erfreulich! Denn bis jetzt war das alles recht fad: Keine Inhalte. Und folglich eine Wahlwerbung, bei der das spannendste ihr Zustandekommen war. Oder aber, wie und von wem sie zu beseitigen ist - nein, nicht die Claas Rohmeyer-Plakate, liebe CDU.
Gemeint sind die Fähnchen, die Bremerhavens FDP verteilt, ausdrücklich damit man sie in Hundehäufchen steckt. Die klassische Geste der Inbesitznahme: das Star-Spangled Banner aufm Mond, das FDP-Logo in der Scheiße - am Ende wird noch Gold draus, hundesteuerfrei.
Aber das ist alles längst auserzählt. Den großen Coup hat jedoch eine der Newcomer-Organisationen gelandet - die Bremer Integrations-Partei. Die hat seit Gründung gegrübelt: Was fordern wir? Was können wir versprechen? Und wie kriegen wirs hin mit der Integration? Und jetzt, endlich hängen die Plakate, genauer: Hängt das Plakat, denn es scheint, als hätten sie nur dieses eine.
Aber das reicht ja. Denn das bringt sie auf die Siegerstraße. Weil da Experten am Werk waren. Die wissen nicht nur, woran das Zusammenleben krankt. Die druckens sogar ganz unverblümt: "Sonntags Autowaschverbot ist Quatsch!", steht also auf dem BIP-Plakat, endlich traut sich mal jemand, das zu sagen, und hat sogar eine mehr als überzeugende Lösung parat: "Aufheben!" Toll. Und schon sind alle Konflikte zwischen Mehrheitsgesellschaft und Minderheiten restlos beseitigt. Geradezu wie weggewischt. Natürlich nur auf dem Hemelinger Autohof des Großen Vorsitzenden Levent Albayrak.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich