ULRIKE FOKKEN ÜBER DIE NEUEN FISCHFANGGESETZE DER EU : Historischer Schritt
Mit dem Begriff „historisch“ sollte man sorgsam umgehen, insbesondere dann, wenn die Auswirkungen einer Entscheidung weit in die Zukunft reichen. Wie gut die Reform der EU-Fischereipolitik wirklich ist, werden Fischer, Naturschützer und Konsumenten erst in ein paar Jahren, vielleicht erst in Jahrzehnten sehen. Dann nämlich, wenn sich die Fischbestände in den europäischen Gewässern der Nord- und Ostsee, des Atlantiks und des Mittelmeers hoffentlich erholt haben.
Dann wird auch die nächste Generation von Fischern dort Arbeit und ein Auskommen haben, denn genügend lukrative essbare Fische gehen ins Netz. Und das ist ja das Ziel der EU-Fischereiminister, das sie mit ihrer Entscheidung für ein Rückwurfverbot von Beifang erreichen wollen: Gesicherte Fischbestände für sichere Arbeitsplätze in der Fischerei.
Sie haben guten Grund, daran zu glauben. Wissenschaftler aller namhaften Forschungseinrichtungen und der gesunde Menschenverstand sagen, dass der Beifang unerwünschter Fische eine der Ursachen von Artenschwunds und Überfischung der Meere ist. Bis zu 47 Prozent der Fischbestände sind weltweit überfischt, regional sind Fischbestände wie der Kabeljau vor Neufundland schon erloschen.
Beifang ist wohlgemerkt einer der Ursachen, aber es ist eine entscheidende und vor allem eine, die politisch und technisch zu ändern ist. Zwischen 30 und 40 Millionen Tonnen essbare und ungenießbare Fische, Wale, Delfine und Schildkröten werden Jahr für Jahr nutzlos an Bord gezogen und tot wieder über die Reling gekippt. Die Fischereipolitiker der EU beenden diese Praxis schrittweise und beenden damit eine seit Jahrzehnten verfolgte Fischereipolitik der EU. Insofern ist das Rückwurfverbot historisch, endet doch damit ein Teil des Irrsinns auf See.
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