: Typische Doppelzüngigkeit Europas
betr.: „Gesetz spaltet Frankreich“, „Empörung über den Vorschlag eint die Türkei“, taz vom 12. 10. 06
„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Mit diesen Idealen errang Frankreich Weltruhm und wurde Beispiel für viele Länder dieser Welt. Doch nun hat Frankreich unserem Kontinent und den europäischen Werten der Freiheit und Aufklärung einen sehr tiefen Schlag unter die Gürtellinie versetzt. Aus türkischer Sicht heraus betrachtet, steht Frankreich für die typische Doppelzüngigkeit Europas, das auf der einen Seite stets auf Meinungs-, Rede- und Gedankenfreiheit pocht, auf der anderen Seite aber nun selbst diese Grundpfeiler der Aufklärung und Freiheitsrechte per Gesetz verbietet sowie unter Strafe stellt. Damit stellen die Geschehnisse in unserem Nachbarland ein schwarzes Kapitel in der aufklärerischen Denktradition dar.
Frankreich, das immer wieder erklärte, auf eine Versöhnung der armenischen und türkischen Völker hinzuwirken, hat nun mit diesem kontraproduktiven Gesetzesvorschlag genau das Gegenteil von seiner angeblich pazifistischen Intention erreicht. Frankreich stellt sich und seine Werte, seine Geschichte und seine Tradition somit ad absurdum und erscheint auf diplomatischem Terrain zunehmend unseriös. YASIN BAS, Melle