Turnier in Berlin : „Kicken statt gucken“
Kiek´nicht, kick it: Aus Protest an der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 an Katar fand in Berlin ein großes Amateur-Turnier statt.
taz Panter Stiftung, 07.12.22 | Er habe „keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen“, erklärte Franz Beckenbauer 2014. „Die laufen alle frei rum, weder in Ketten gefesselt“ noch mit „irgendwelchen Büßerkappen am Kopf“. Er sei schon oft vor Ort gewesen und habe deshalb „ein anderes Bild, das glaube ich realistischer ist“.
Menschenrechtsorganisationen widersprechen den zynischen Worten des deutschen Fußball-„Kaisers“ allerdings schon länger. Es ist zwar umstritten, wie viele Menschen genau auf den WM-Baustellen ums Leben gekommen sind. Doch Amnesty International etwa berichtet von generell unmenschlichen Bedingungen für die Migrant:innen, die in Katar arbeiten: Sie werden viel zu niedrig bezahlt – wenn überhaupt –, und ihnen werden ihre Pässe weggenommen, so dass sie das Land nicht einfach verlassen können. Queere Menschen wiederum vermeiden einen Besuch, weil es für sie dort ohnehin zu gefährlich ist.
Aus Protest an der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 an Katar richtet der Vorspiel Sportverein für Schwule und Lesben Berlin e.V. darum unter dem Motto „Kicken statt gucken“ ein großes Amateur-Fußballturnier in Berlin aus – eines für Mixed-Teams, eines für Frauen*. Die taz Panter Stiftung gehört zu den Unterstützer:innen der Veranstaltung.
Kreuzberger Kultvereine
Dabei treten am am Samstag, den 10. Dezember, wenn bei der WM in Katar ein Teil der Viertelfinals ausgetragen wird, zwischen 10 Uhr und 17 Uhr 36 Teams auf den Plätzen im Jahnsportpark im Berliner Prenzlauer Berg an – darunter solch illustre wie die beiden Kreuzberger Kultvereine Pulmon Negro („Schwarze Lunge“) und der THC Franziskaner sowie die sympathischen (bisher aber noch weitgehend erfolglosen) Panter der taz.
Vor Spielbeginn um 9:45 Uhr gibt es eine Debatte zum Thema Katar und Menschenrechte, später dann auch Livemusik, unter anderem von der Dragqueen Marcella Rockefeller und den Sängern John Riot und Knappe.
Los geht’s aber bereits am Freitag mit einer Lesung von taz-Autorin Alina Schwermer im Sonntags-Club: Sie stellt dort ihr neues Buch „Futopia“ vor – ein leidenschaftliches Plädoyer für einen egalitären, kreativen Fußball (Greifenhagener Str. 28, 10437 Berlin, 9. 12., 20 Uhr). Ausklingen wird das Turnier am Samstag mit einer Party im Neuköllner Rössle (Braunschweiger Str. 51, 12055 Berlin, 10. 12., 21 Uhr).