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Archiv-Artikel

Tunnel buddeln ohne Plan

Der Senat hat sich mit seinen eigenen Plänen zum Bau der U4 in die Hafencity noch gar nicht befasst. Das ist seine – fast – einzige Antwort auf eine große Anfrage der GAL

Was ist von einer Regierung zu halten, die von 85 ihr vorgelegten Fragen 74 mit dem Hinweis beantwortet, sie habe sich mit der Sache „bisher nicht befasst“? Nach Einschätzung der GAL-Fraktion wenig bis nichts: „Der Senat ist ohne Plan“, kommentiert der grüne Verkehrspolitiker Jörg Lühmann sein wenig ergiebiges Bemühen um Auskunft.

Eine große Anfrage zum geplanten Bau der U4 in die Hafencity hatte die GAL am 6. Januar eingereicht, und die jetzt nach gut vierwöchiger Bearbeitung vorliegende Antwort des Senats fällt auch bei den übrigen elf Fragen karg aus. Die Hochbahn und die zuständigen Behörden seien „noch in einer konzeptionellen Phase“, etwaige „konkrete Einzelheiten werden sich ergeben“. Offenbar hat sich Hamburgs Regierung, so Lühmann, „mit grundlegenden Fragen der Finanzierung und der baulichen Umsetzung der U4 nicht beschäftigt“.

Und das, obwohl Bausenator Michael Freytag (CDU) und Hochbahn-Chef Günter Elste am 14. Dezember vorigen Jahres die Planung für eine unterirdische Anbindung der Hafencity vorgestellt hatten (taz berichtete). Danach soll die Linie vom Jungfernstieg in schwungvollem Bogen nonstop zu einer neuen Haltestelle „Überseequartier“ auf dem Grasbrook führen. Beerdigt wurde damit die ursprünglich geplante Trasse durch die Mönckebergstraße, welche der Einzelhandel vehement ablehnt. Nur noch als Option verbleibt die „konzeptionelle Berücksichtigung“ einer Verlängerung nach Süden Richtung Harburg sowie einer Weiterführung nach Steilshoop. Denn mit den veranschlagten Baukosten von runden 255 Millionen Euro sind nicht mehr als die gut drei Tunnelkilometer von der City in die Hafencity zu realisieren.

Immerhin zwei klare Antworten lässt der Senat sich denn doch noch entlocken: „Nein“, während der Bauzeit sei nicht mit Einschränkungen des S-Bahn-Verkehrs zwischen Hauptbahnhof und Altona zu rechnen. Und die Frage, ob der Umbau des U-Bahnhofs Jungfernstieg und die Umgestaltung des Jungfernstiegs zu einem Prachtboulevard „aufeinander abgestimmt“ würden, wird ausdrücklich bejaht.

Eine Aussage ohne großes Risiko: Der Jungfernstieg soll im Sommer nächsten Jahres in neuem Glanz erstrahlen, für die U4 hingegen ist, versichert der Senat, „der Baubeginn für 2009 vorgesehen“. Sven-Michael Veit