■ Tritte zum Rücktritt: High-noon bei der SPD
Berlin (taz) – Helmut Schmidt war mal wieder Erster: Mit „Sperrfrist 15.00“ – dem Termin von Engholms Pressekonferenz – lief um 13.51 Uhr des Altkanzlers Nachruf für Enkel Björn über den Ticker. „Besonderer Respekt für Freund Engholm“ hieß es, und: Es hat „erkennbar niemandem geschadet – außer nunmehr nachträglich ihm selbst“, was sich freilich nicht auf Engholm, sondern auf seine Falschaussage im Untersuchungsausschuß bezog.
Die historische Stunde hatte SPD-Geschäftsführer Karlheinz Blessing im Kopf, als er, selbst von Ablösung bedroht, um 13.36 zu Protokoll gab: „Wir sind 130 Jahre alt und werden auch das überstehen.“ Zuvor, um 12.36 Uhr, hatte Durchhalter Manfred Stolpe noch appelliert: „Ich halte es für erwägenswert, daß Engholm den Kampf durchsteht.“ Engholm erwog nicht.
Die Rücktrittserklärung fehlte immer noch, da wurde die Nachfolge erörtert. In alter Effizienz hatte Schmidt gleich beigefügt, daß er „keineswegs in Betracht komme“. Namensvetterin Renate meinte wolkiger um 13.32 Uhr, sie glaube nicht, daß es „irgend jemanden in einer verantwortlichen Position gibt, der jetzt sagen kann: nie.“
Nur die zwei Hauptpersonen äußerten sich nicht: Von Rudolf Scharping war bis um drei überhaupt keine Aussage überliefert, und Gerhard Schröder sagte zwar was, aber nichts: „Es gibt nichts zu erklären.“ Uhrzeit: 12 Uhr mittags in Bonn. High-noon. klh
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