Treibhauseffekt: Wolf will Haushalten einheizen
Wolf stellt ein energiepolitisches Leitbild vor: Berlin soll bis zum Jahr 2020 mindestens 40 Prozent Kohlendioxid einsparen. Die Grünen kritisieren, das Papier bleibe nebulös.
Harald Wolf wird diesen Winter nicht mehr frieren. Der Sitz des Wirtschaftssenators in Schöneberg soll saniert werden. Bisher seien die Fenster undicht, klagte Wolf (Linkspartei) am Montag, als er das neue energiepolitische Leitbild vorstellte.
Das Leitbild ist die Grundlage für das Energiekonzept 2020. Dessen Ziel: bis zum Jahre 2020 mindestens 40 Prozent weniger Kohlendioxid (CO2) auszustoßen im Vergleich zu 1990 (siehe Kasten). Das Energiekonzept wird Ende des Jahres vorgestellt, es soll konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz enthalten. Das Leitbild dagegen zeigt generell, wo CO2 eingespart werden kann. Untersucht hat dies die Berliner Energieagentur, in der Vattenfall, Gasag und das Land Berlin zusammenarbeiten.
Der Wohnungsbereich ist der Sektor, der in Berlin am meisten Kohlendioxid ausstößt, noch vor dem Verkehr. Deswegen sollen die Haushalte bis 2020 zehn Prozent weniger Treibhausgase emittieren. "Dafür muss die Sanierungsquote bei Häusern von derzeit 0,4 auf 3 Prozent steigern", erklärte Michael Geißler, der Geschäftsführer der Energieagentur. Wolf wies darauf hin, dass es noch 60.000 Heizkessel gebe, die älter als 20 Jahre seien. Deren ineffizienter Betrieb sei bereits nicht mehr erlaubt, der Austausch laufe jedoch zu schleppend. "Hier braucht es harte Zwänge", sagte Wolf, auch im Hinblick auf das im Moment diskutierte Klimaschutzgesetz, das Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke) entwirft. "Eine freiwillige Verpflichtung kann man auch sein lassen", sagte Wolf, der gleichzeitig warnte, dass der Klimaschutz nicht die soziale Spaltung vertiefen dürfe.
Durch den Einsatz erneuerbarer Energien soll bei der Strom- und Wärmeerzeugung der CO2-Ausstoß bis 2020 um 10 Prozent sinken, verglichen mit 2005. "Allerdings ist das Potenzial für erneuerbare Energien im urbanen Raum begrenzt", sagte Wolf. "Wir werden keine Windparks in der Innenstadt aufstellen." Es könnten aber kleine Windräder mit einer Leistung bis 10 Kilowatt auf den Dächern stadteigener Betriebe gebaut werden. Die ein Meter großen Rotoren würden dann diese Häuser mit Strom versorgen. Möglich sei auch der Einsatz von Solarzellen, Photovoltaik, Biomasse, Geothermie und Abwärme. Beispielsweise habe das Abwasser sogar im Winter noch eine Temperatur von 10 Grad Celsius. "Diese Wärme gehört nicht in die Kläranlage", so Wolf. Wie viel Geld der Senat in den kommenden Jahren für das Klima in die Hand nehmen wird, wollte Wolf nicht sagen. Es sei jedoch vor allem private Initiative gefordert: "Eine starke Subventionierung ist für uns kein Thema."
Die Grünen kritisieren das Leitbild. "Wolf drückt sich vor konkreten Zielen", urteilte Michael Schäfer, der energiepolitische Sprecher. Gerade beim Verkehr und bei erneuerbaren Energien bleibe das Papier viel zu vage. Nur ein Ziel lobte Michael Schäfer: dass Privathäuser 10 Prozent des CO2-Ausstoß einsparen sollen. Dafür brauche es ein effektives Klimaschutzgesetz.
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