Treberhilfe: Harald Ehlert ist zurück
Der Ex-Chef des gemeinnützigen Unternehmens taucht auf - mit einer grandiosen Selbstinszenierung. Er fordert ein Umdenken in Bezug auf Sozialfirmen.
Harald Ehlert ist wieder da. Neun Monate war der Ex-Chef der Treberhilfe nach der Masarati-Dienstwagen-Affäre in der Versenkung verschwunden. In dieser Woche meldete er sich gleich zweimal zurück.
Am Dienstag kündigte Ehlert in den Räumen der Treberhilfe juristische Schritte für den Fall an, dass der Senat die Straßensozialarbeit an andere freie Träger vergibt. Am Freitag lud er als "Privatmann" in die Filmbühne am Steinplatz. Die Botschaft seines filmreifen Auftritts: "Mit dem Maserati bin ich zu weit gegangen, aber sonst habe ich mir nichts vorzuwerfen." Im Gegen teil: Von Sozialarbeitern könne nicht länger erwartet werden, in Sack und Asche zu gehen. Es sei Zeit, über die Wirtschaftlichkeit von Sozialunternehmen zu diskutieren.
Es war eine Ein-Mann-Show. Die Rolle liegt dem ehemaligen Geschäftsführer der Treberhilfe ohnhehin am Besten. Der 48-Jährige hatte seinen Posten im Frühjahr nach heftiger Kritik an seinem Geschäftsgebaren aufgegeben. Die Treberhilfe betreibt Projekte für Wohnungslose und hat derzeit etwa 220 Mitarbeiter. Als gemeinnützige GmbH bekommt sie öffentliche Zuwendungen. Dass ihr Chef einen Maserati als Dienstwagen fuhr, in einer Dienstvilla am See in Caputh wohnt, und ein angebliches Jahresgehalt von über 300. 000 Euro bezog, war der Öffentlichkeit nicht vermittelbar.
Auch nachdem Ehlert seinen Posten niedergelegt hattte kehrte bei der Treberthilfe keine Ruhe ein. Ehlert ist noch als Gesellschafter an der Firma beteiligt. Vier Geschäftsführer sind seit seinem Abgang verschlissen worden, der Vertag des fünften läuft Ende des Jahres aus. Auch wenn er hartnäckig dementiert, im Hintergrund bei der Treberhilfe weiterhin die Strippen zu ziehen - Ehlerts öffentliche Auftritte in dieser Woche sprachen dafür.
Ob er ein come-back als Geschäftsführer plane, falls das gegen ihn eingeleitete Ermittlungsverfahren eingestellt werde, wurde er am Freitag gefragt. "Meine Perspektive ist offen", lautete die Antwort. Sozialsenatorin Carola Bluhm (Linke) hatte vor einigen Wochen die Streichung von Zuwendungen in Höhe von 700.000 Euro für die Straßensozialarbeit der Treberhilfe angekündigt. Andere Organisationen sollten einspringen.
"Die Projekt der Treberhilfe gibt es seit 20 Jahren" empörte sich Ehlert am Freitag. "Dann setzen wir eben unser Vermögen ein, um die Projekte aufrechtzuerhalten", erklärte er am Freitag. Das werde solange geschehen, "wie wir Hilfen mit den betroffenen Menschen verabreden können". Seinen Angaben zufolge hat die Treberhilfe ihren Umsatz seit 2006 verdreifacht. Für 2010 schätzt er den Umsatz auf 12 Millionen Euro. Das Vermögen sei seit 2006 mehr als verzehnfacht worden - stets unter Einhaltung der Spielregeln: "Gemeinützige machen keinen Gewinn, sondern Überschuss, der wieder in die Arbeit investiert wird." Jedes Jahr würden in Deutschland 160 Milliarden Euro zwischen Staat und Sozialunternehmen bewegt. Aber wehe, wenn der Geschäftsführer erfolgreich sei, sagte Ehlert und meinte damit sich selbst. "Verantwortungsträger, die wirtschaftliche Kompetenz ausstrahlen werden in die Nähe von Verbrechern gerückt."
In der Öffenlichkeit herrsche immer noch der Eindruck vor, Wirtschaftlichkeit und Sozialbereich gehörten nicht zusammen. Das sei ein echtes Problem. Vom Verwaltungsleiter eine Klinik werde schließkich auch nicht erwartet, dass er Golf fährt. Und auch nicht vom Opernstar, dessen Auftritt aus öffentlichen Mitteln finanziert werde.
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