■ Transrapid steht und fällt in Berlin: Stelzen um jeden Preis
Offiziell bleibt der Hauptsitz der Transrapid-GmbH in Schwerin. Tatsächlich aber wird die Hälfte aller GmbH-Mitarbeiter in Spandau arbeiten. Die Konzentration der Kräfte hat einen einfachen Grund. Nicht nur die Route des Transrapids in das Stadtzentrum ist unklar, sondern auch die Lage der Endstation. Nirgendwo auf der fast 300 Kilometer langen Strecke gibt es so viele Probleme wie hier. „In Berlin fällt das System“, sagte Magnetbahn-Chef Fechner mit böser Vorahnung. Denn können die aus Bund und sieben Industrieunternehmen bestehenden Gesellschafter die Probleme im Stadtgebiet nicht lösen, knicken die Stelzen der Transrapidstrecke auf der gesamten Strecke wie Grashalme weg.
In Berlin wurde die erste elektrische Lokomotive der Welt gebaut und fuhr die erste elektrische Straßenbahn. Erfindungen, die die Welt veränderten. 110 Jahre später soll in derselben Stadt ein neues Verkehrssystem durchgesetzt werden. Und mit dem Transrapid werden massivere Interessen verfolgt als mit dem faktisch gerade gescheiterten Großflughafen – darauf deuten das neue Büro und die 3,3 Milliarden Mark hin, die Industriekonzerne tatsächlich investieren wollen. Der Transrapid soll offenbar um jeden Preis gebaut werden, ob es nun geeignete Trassen dafür gibt oder das Gerät fünf Meter vom Wohnzimmerfenster entfernt mit 200 Kilometern in der Stunde entlangsausen muß. Dirk Wildt
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