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Tote bei Streiks in BangladeschAufruhr in der Weltkleiderkammer

Bangladeschs Textilarbeiter blockieren Straßen und Fabriken, weil ihre Chefs sich weigern, den vereinbarten Mindestlohn zu zahlen. Vier Streikende starben bei Zusammenstößen mit der Polizei.

Zeichen des Unmuts: Ein angezündeter Kleintransporter in der Hauptstadt Dhaka. Bild: dpa

DHAKA/CHITTAGONG afp/dapd | Nach vier Toten bei gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei haben aufgebrachte Textilarbeiter in Bangladesch ihre Proteste ausgeweitet. In Gazipur im Norden des Landes setzten sich rund 5000 Arbeiter auf die Hauptstraße und blockierten damit den Verkehr in Richtung Dhaka, die Hauptstadt des Landes. Im Fabrikbezirk Ashulia nahe Dhaka streikten weitere 5000 Arbeiter. Sie protestieren dagegen, dass Fabrikbesitzer den neuen gesetzlichen Mindestlohn nicht zahlen.

Die Proteste, die im Sommer ihren Höhepunkt erreicht hatten, flammten im ganzen Land wieder auf. Am Sonntag stürmten Tausende Arbeiter mehrere Fabriken eines Industriegebiets bei Chittagong und richteten schwere Schäden an. Laut dem Bericht eines Polizisten, hätten die Sicherheitskräfte zunächst Schlagstöcke gegen Steine werfenden Arbeiter eingesetzt, diese aber nicht unter Kontrolle bringen können.

Dann hätten sie das Feuer auf die Protestierenden eröffnet und Tränengas eingesetzt, so ein weiterer Beamter. Vier Arbeiter wurden dabei getötet, 100 weitere wurden verletzt. In der Hauptstadt Dhaka im Zentrum demonstrierten rund 4000 Arbeiter - vor allem Frauen - und zündeten Autos an.

Arbeitsminister Khandaker Mosharraf Hossain rief die aufgebrachten Demonstranten dazu auf, die Gewalt einzustellen und stattdessen an den Verhandlungstisch zu kommen. Die Regierung in Dhaka warnte aber auch die Textilunternehmen vor harten Konsequenzen, sollten sie den Mindestlohn nicht, wie Ende Juli vereinbart, anheben.

Damals einigten sich Regierung und Industrie auf eine Erhöhung von 1.660 auf 3.000 Taka - umgerechnet 34 Euro im Monat. Die Lohnerhöhung sollte im November in Kraft treten, Anfang Dezember hätten die Arbeiter das Geld dann ausbezahlt bekommen. Gewerkschaftsangaben zufolge zahlten aber viele Unternehmen den höheren Lohn nicht. Oft seien auch erfahrene Arbeiter heruntergestuft worden, um Lohnerhöhungen zu umgehen.

Die Textilindustrie ist der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes. in den Bekleidungsfabriken arbeiten rund drei Millionen Menschen, die meisten von ihnen Frauen. Wegen der extrem niedrigen Löhne lassen dort auch zahlreiche internationale Bekleidungsfirmen produzieren. Abnehmer im Westen sind etwa der Jeans-Hersteller Levi Strauss und die Kette H&M.

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14 Kommentare

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  • I
    ironic

    @ steuerzahler

     

    wenns dich beruhigt... ich hab die ironie verstanden ;)

     

    bei manchen themen sollte man vorsichtig sein mit solch einer art von humor.... das liest sich nich automatisch mit

  • F
    Fred

    @ Steuerzahler

     

    Hätten das sie Amerikaner nach dem 2. WK mit Deutschland auch gemacht, sähe es hier vermutlich nicht besser aus!!! Ich will auf keinen Fall die USA hochstilisieren, aber der Marshall-Plan hat uns doch wieder auf die Beine geholfen nachdem alles zerbombt war.

     

    Jetzt aber UNSCHULDIGE noch anzuprangern (die fordern lediglich ihren gesetzlich vereinbarten Lohn), ist in meinen Augen eine Diffamierung die seinesgleichen sucht. Da wundert es mich nicht mehr, dass H&M, KIK, usw. Rekordgewinne machen, wenn der Endkonsument so einfältig und unüberlegt über dieses Thema schreibt!!!

     

    Außerdem würden hier die Fetzen fliegen, wenn auch nur einer der Wirtschaftsvertreter versucht die Tarifverträge anzufechten!

    Aber in Bangladesh kann man das ja machen, nach dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn"!!

  • S
    Schweizer

    ... und solche "Steuerzahler" sollen sich bitte nur noch in Unterhosen auf die Straße begeben oder sich ihre Klamotten selbst schneidern.

  • A
    arribert

    Eine Unverschämtheit gerade jetzt zu streiken, wo wir hier doch im Winter die billigen Mäntel brauchen! Ich hoffe ich bekomme noch was Warmes bei H&M, aber zum Glück lassen die ja noch in anderen Ausbeuterländern produzieren.

  • TS
    Thomas St.

    @ Steuerzahler

     

    Ihr Kommentar ist ja wohl das Allerletzte. Möchten Sie für 34 Euro im Monat schuften? Falls Sie es nicht mitbekommen haben, sind es die Konzerne, die den Mindestlohn nicht zahlen wollen. Man muss fassungslos sein, welche Meinungen in manchen deutschen Hirnen im Jahr 2010 noch umhergeistern. Ich empfehle Ihnen ein paar Nachhilfestunden in Geschichte. Sechs setzen!

  • M
    Martin

    PS: Ich zahle auch Steuern.

  • M
    Martin

    Steuerzahler, Sie sind ja ein ganz Harter!

     

    Und immer schön die Billigangebote ausnutzen! Sales! Prozente! Ausverkauf! Konsumieren, obwohl man nichts braucht! Im Wohlstand dümpeln und anderen keine Chance lassen, auch auf einen höheren Standard zu kommen! So ist es richtig. Meine Fresse.

  • N
    Navin

    Wir beobachten ja derzeit wohin diese Art der "Hilfe" führt.

  • A
    atze

    Die Konzerne sind genau aus diesen Gründen dort, billig billig billig und warum, weil wir billig billig billig billig haben wollen!

     

    Konsumstreikt!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

  • JT
    Ja Toll

    @Steuerzahler

     

    *Ironie an*

    Ja, genau und du arbeitest, dann für 50 Eur im Monat, oder sagen wir 400, 16 Stunden //Tage die Woche//2 Tage Urlaub im Jahr und sorgst dafür, dass ich mir meine KLamotten weiterhin so günstig kaufen kann!!

    *Ironie aus*

  • E
    egal

    @steuerzahler

     

    oh ja, wo kämen wir denn dahin, wenn sich die ArbeiterInnen für ihre Rechte einsetzen und gegen ihre Lage protestieren dürften. Wenn wir sie fair bahandeln würden und ihnen gerechte Löhne zahlen würden dann würden doch hier die Preise steigen oder die riesigen Gewinne der Firmen sinken-das geht nun wirklich nicht!

     

    P.S wer die Ironie findet darf sie behalten

  • PP
    peter p

    in welches land sollen denn die unternehmen gehen?

    bangladesch ist das günstigste land zur produktion.

    daher gibt es für die unternehmen gar keine alternative

  • KG
    Kevin Groß

    Die einzige Konsequenz ist, dass die Feldbusch-Poth jetzt darunter geht und ihr Kik-Land wo alle Kinder vor Freude(Chemikalien) strahlen beschützt. Die Konzerne dafür bluten was sie den Menschen da unten antun müssen bluten.

     

    @Steuerzahler, was verstehst du denn unter Hilfe? Sklaverei für Kindermode? Kannst ja mal darunter gehen und selbst den Knüppel schwingen wenn`s dir Spaß macht! Ja den Menschen keine Rechte und schon gar kein 100stel Auto gönnen! Du machst die WELTGEMEINSCHAFT krank mit deinem Dunst!

     

    Viel Glück an die Demonstranten, Streikenden, entrechteten und geächteten!

  • S
    Steuerzahler

    Die einzige Konsequenz ist das alle Konzerne sofort dieses Land verlassen. Außerdem darf die Weltgemeinschaft keine weiteren Hilfsgelder dorthin fließen lassen. Sollen die doch ohne Jobs und Hilfe zurecht kommen!!!