Torben Becker sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt:
Resigniert und Spaß dabei: Die Debatte um die Verbindung von Party und Protest ist keine neue. Im Mai 2018 wurde eine Großdemonstration der AfD von einer größeren Gegengroßdemonstration „wegbasst“, also mit lautem Techno, Chören und Gewummer übertönt. Doch bis heute konnte die AfD nicht weggefeiert werden. Ein anderes Beispiel: Nach rassistischen Hetzjagden in Chemnitz gegen Geflüchtete und Migrant*innen kamen rund 240.000 Menschen bei der #unteilbar-Demonstration auf die Straße, um gegen rechts, Rassismus und Xenophobie einzustehen. Ein Riesenevent, das abschließend am Fuße der Siegessäule von der gewissensberuhigenden Stimme Herbert Grönemeyers besungen wurde.
Doch trotz der vielen Menschen, die die Demokratie bei #unteilbar, „We’ll come united“ oder den Seebrückedemos feiern, ebben die Schlagzeilen über rechtsradikale Strukturen in Polizei und Bundeswehr, mordende Neonazis oder die ohnmächtige Verschiebung des Sagbaren an den rechten Rand nicht ab. Bringt es alles also nichts? Das ist die falsche Frage, es gibt einen triftigen Grund, wieso Festivals und Paraden auch für die politische Auseinandersetzung wichtig sind: Sie sind anschlussfähig und können den Teilnehmenden beim Demonstrieren die Ernsthaftigkeit vermitteln.
Zum 23. Mal findet am Samstag in Hanfparade statt. Dieses Mal rufen die breiten Bündnisse unter dem Motto „Legalisierung nur mit dir!“ zur Demo auf. Im letzten Jahr nahmen rund 10.000 Menschen teil. Seit Jahren ist die Parade ein Appell an die Bundesregierung, die Kriminalisierung von Drogenkonsumierenden zu beenden. Ziel müsse es sein, bessere Aufklärungsangebote zu stellen und Menschen Unterstützungsangebote zu bieten (10. 8., Alexanderplatz, 12 Uhr).
Das Paradieren geht am späten Nachmittag in Neukölln weiter. Dort findet auf der Sonnenallee eine Blockparade statt. Wie auf vielen Verkehrsadern Berlins schiebt sich hier kilometerweise Blech durch die Straßen. Das soll sich ändern, zum einen für die Lebensqualität und zum anderen für schutzbedürftige Verkehrsteilnehmer*innen (10. 8., Hermannplatz, 17 Uhr).
Am Montag geht es um die Vorbereitungen zum Festival gegen Rassismus, das am 6. September dieses Jahres stattfinden soll. Zu diesem Festival soll das Engagement und die Vielfalt der vielen antirassistischen Gruppen gezeigt werden. Für den Aufwand werden noch Helfer*innen gebraucht, die das Festival mitorganisieren wollen. Das Treffen ist im Jockel Biergarten (12. 8., Ratiborstraße 14C, 18 Uhr). Weitere Termine: www.taz.de/bewegung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen