Torben Becker sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt:
Schon in der Weimarer Republik wurden Menschen bei ausstehenden Abschiebungen kurzzeitig inhaftiert. Offiziell verabschiedete das bayerische Innenministerium am 25. Mai 1919 dafür die sogenannte „Bekanntmachung über Aufenthalts- und Zuzugsbeschränkungen“. Nun hundert Jahre später wurde die Praxis der Abschiebinhaftierung jüngst mit dem „Geordneten-Rückkehr-Gesetz“ von Horst Seehofer verschärft. Da es ein trauriges Jubiläum ist, rufen verschiedene Gruppen und Institutionen zu den bundesweiten Aktionstagen gegen Abschiebehaft auf (www.100-jahre-abschiebehaft.de/. s. Termin der Woche).
Die Begriffe Abschiebung, Migration und Flucht wurden in den letzten Jahren hochpolitisch aufgeladen und in verschiedenen Kontexten häufig unscharf verwendet. Mit populistischer Verve wurden sie zu Signalwörtern von Wir-Die-Logiken, fundamentaler Eliten- und vermeintlicher System-Kritik. In der KulturKiezKneipe Laika wird am Freitagabend im Rahmen der Diskussion „Handlungsfähig durch Faschisierung?!“ erörtert, wie derlei populistische Erklärungsansätze ihren Anhänger*innen suggerieren können, manipuliert worden zu sein. In der Veranstaltung wird nach der Verbindung von politischen Diskursen und subjektiven Handlungsmöglichkeiten gefragt. (10. 5., Emser Str. 131, 19 Uhr).
Eine andere Perspektive auf die Themen Flucht und Migration wird zeitgleich im Aquarium eröffnet. Im Herbst 2018 besuchte eine Delegation von Gewerkschafter*innen und Aktivist*innen ein selbst organisiertes Camp von Geflüchteten in Lavrio, in der Nähe von Athen. Etwa zur selben Zeit bereiste eine Delegation der Kampagnen „TATORT Kurdistan“ und „Gemeinsam Kämpfen“ das Camp Mexmûr in der Autonomieregion Nordirak (Südkurdistan). Beide Orte verbindet der Kampf für Selbstbestimmung und gegen das tägliche Elend unter schweren Bedingungen. Vertreter*innen der Gruppen geben hier Einblicke in ihre Kämpfe und deren Selbstorganisation (10. 5., Skalitzer Straße 6, 19 Uhr).
Diskursive Abwandlungen des Faschismusbegriffs werden heute oft mit Hinblick auf die Entwicklung autoritärer Politikformen verwendet. Am Dienstag wird in der Tristeza eine Einführung in die Faschismustheorie gegeben, denn seit Etablierung des Begriffs vor knapp 100 Jahren, gibt es den Versuch, ihn theoretisch zu beschreiben und zu erklären. Welche Modelle können Faschismustheorien liefern und welche begrifflichen Abgrenzungen müssen vorgenommen werden? Diese Fragen diskutiert der Historiker Mathias Wörsching (14. 5., Pannierstraße 5, 19 Uhr).
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