Torben Becker sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt:
Trotz breitem Gegenprotest in Spandau, konnten am vergangenen Samstag Neonazis auf einer Alternativroute durch Friedrichshain nach Lichtenberg marschieren. Mit ihrer Gedenkdemo für Rudolf Heß verherrlichten sie den Nationalsozialismus. Ihre Ausweichroute war bereits im Voraus bekannt, sodass man sich die Frage stellen muss, wie der Gegenprotest besser hätte organisiert werden können. Zwar brüllten viele von den Straßenseiten die Neonazis nieder und kleinere, aber wirkungslose Blockaden wurden gebildet. Doch bleibt ein wohlfeiler Beigeschmack, einerseits eine Demonstration der Nazis verhindert zu haben, doch nicht den relativ kurzen Weg in einen anderen Stadtteil auf sich zu nehmen, um den Gegenprotest dort zu unterstützen. Zudem fehlt es in der Nacharbeitung an Debatten zu möglich besseren Organisationsstrategien. Bis diese stattfinden werden, widmen wir uns in der folgenden Woche anderen, nicht minder wichtigen Themen.
Um eine erfolgreiche Organisation für die Antirassismusparade „Well Come United“ am 29. September in Hamburg zu stemmen, trifft man sich heute im Freiland in Potsdam zum Informationsaustausch. Die Parade wird mit Karneval, Theater und Musik einen Ort der Gemeinschaft gegen Rassismus, Entrechtung und Entmenschlichung von Geflüchtete schaffen (23. 8., Friedrich-Engels-Straße 22, Potsdam, 19 Uhr).
Derlei Großdemonstrationen sind dringend notwendig, um auf die subalterne Gesellschaftsposition von Geflüchteten aufmerksam zu machen. Doch abseits solcher Demos ist die Anteilnahme und Auseinandersetzung mit den alltäglichen Repressionen gegen Geflüchtete wichtig. Im New York wird deswegen heute im Anti Deportation Café mit Essen und Musik Geld für Menschen gesammelt, die unentwegt von Abschiebungen bedroht sind. Alle Spenden kommen den vielseitigen Kämpfen für Bleiberecht zugute (23. 8., Mariannenplatz 2A, 20 Uhr).
Gegen die Entrechtung einer anderen Art wird am Sonntag auf dem „Official Animal Rights March“ in Berlin demonstriert. Der herrschaftskritische Block, der an einer Schwarz-Grünen Fahnen zu erkennen sein wird, vertritt die Auffassung, dass verschiedene Kämpfe gegen Unterdrückung zusammen gedacht werden müssen. Aktivismus müsse demnach über vegane Lebensweisen hinausgehen. Deshalb muss sich eine emanzipatorische Bewegung gegen die Diskriminierung von Menschen und gegen die ausbeutenden Verwertungslogiken im Kapitalismus stellen. Eine Demonstration also, die über eine bloße Konsumkritik hinausgehen wird (26. 8., Gendarmenmarkt, 11 Uhr).
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