Torben Becker sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt:
Deutschland hat Rassismusprobleme. Die jüngsten Diskussionen zum Hashtag #MeTwo geben nicht nur Einblicke in den flächendeckenden Rassismus hierzulande, sie sind allzu oft auch Zeugnis der Unfähigkeit, differenziert zu diskutieren. Über Alltagsrassismus zu sprechen ist unabdingbar, dies bedeutet aber auch, Selbstkritik schonungslos zuzulassen. Also weniger selbst reden und mehr zuhören. Der prustende Reaktionismus á la „Kartoffel ist auch rassistisch“ ist nur ein weiteres Zeichen stumpfer Ignoranz. In der kommenden Woche gibt es die Möglichkeit, dagegen aktiv zu werden und sich im Zuhören zu üben.
Am Samstag findet im Görlitzer Park unter dem Motto „Lets get United agains racism and war“ eine große Kundgebung gegen Rassismus, Krieg, die Abschottung Europas und das Ertrinken unzähliger Menschen im Mittelmeer statt (s. auch Bewegungstermine unten links). Menschen, die sich bereits in der Seebrücke, dem Respekt e. V. oder in der Lampedusagruppe Hamburg/Berlin engagieren, schildern in Redebeiträgen ihre Erfahrungen in der Arbeit gegen Rassismus. Das Mikrofon wird zudem offen für weitere Beiträge und Erfahrungen sein (11. 8., Görlitzer Park, 14 Uhr).
Infoveranstaltungen zum Protest gegen den rechtsradikalen Heß-Aufmarsch in Spandau am 18. August gab es in den letzten Wochen schon viele. Wie man den Nazis den Tag vermiesen kann, damit sie erneut unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren müssen, wird am Sonntag in einem Aktionstraining geübt. Dort werden Fragen diskutiert, Verhaltensstrategien in Auseinandersetzungssituationen mit der Polizei geprobt und die Bezugsgruppenarbeit vorgestellt. Bei gutem Wetter findet das Training, und das ist misslich, in der Hasenheide vor dem Jahn-Denkmal statt. Der sogenannte „Turnvater Jahn“, Pädagoge im 19. Jahrhundert, wird für nationalistischen und antisemitischen Positionen kritisiert. Der Ort des Aktionstrainings ist – ob gewollt oder nicht – daher kurzsichtig gewählt. Immerhin: Bei schlechtem Wetter findet es im Projektraum H48 statt (12. 8., Hasenheide oder Hermannstraße 48, 12 Uhr).
Wer noch mehr Hintergründe zum Gegenprotest braucht, kann diese am Montag im Vortrag „NS-Verherrlichung Stoppen“ mit einer anschließenden Diskussion im Plattenkosmos bekommen. Nach dem Vortrag wird auch hier über mögliche Aktionsformen gesprochen. Zudem ist Montag der PingPong-Tag im Plattenkosmos, also erst Input und dann Bewegung. Perfekt. (13. 8., Magdalenenstraße 19, 20 Uhr).
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