Torben Becker sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt:
Am vergangen Samstag war die taz Bewegung bei der erfolgreichen Blockade des völkischen „Marsches der Frauen“ vor Ort. Über mehrere Stunden hinweg versank die Kreuzung Rudi-Dutschke-Straße/Friedrichstraße im schallenden Protest der Gegendemonstrierenden. Immer wieder rissen sich revolutionäre Wortfetzen los und hallten durch die Häuserschluchten in Mitte. Das erfolgreiche Blockieren von Neonazis macht aber noch keine Revolution. Doch welche Bedeutung hat dieser Begriff für uns heute überhaupt noch?
Auch wenn es weit entfernt erscheinen mag, ist man in Deutschland in Sachen Revolution nicht unerfahren. Welche Wirkmacht beispielsweise die Novemberrevolution 1918/19 hatte und vielleicht noch hat, die mit ihren Folgen für die Demokratiegeschichte des Landes wie auch für die Arbeiter- und Frauenbewegung von herausragender Bedeutung war, wird am Freitag auf einem Podium mit Historiker*innen und Kenner*innen der Thematik unter dem Titel „Verschmäht, vergessen oder glorifiziert? Blicke auf 100 Jahre Revolution 1918/19“ im Münzenbergsaal im Haus des Neuen Deutschland diskutiert (19 Uhr, 23. 2., Franz-Mehring-Platz 1).
In diesem historischen Jahr spielten heute eher unpopuläre Anstöße zur Rätedemokratie und zum Anarchismus eine wichtige Rolle. Dafür waren auch die Auswirkungen der Russischen Revolution des Vorjahres entscheidend. Am Freitag wird in der Bibliothek der Freien das Buch „Anarchismus und Russische Revolution“vorgestellt. Darin stellt der Herausgeber Philippe Kellermann die Rolle der russischen anarchistischen Bewegung vor und zeigt die Reaktionen von Libertären in anderen Ländern auf die revolutionären Ereignisse in Russland (19 Uhr, 23. 2., Greifswalder Str. 4).
Vor diesem historischen Hintergrund bleibt aber zu fragen, wie es denn heute um anarchistische Theorie steht und ob „Revolution“ nicht nur eine nostalgische Blase ist. Am Dienstag kann man sich dazu ganz praktisch von Angesicht zu Angesicht beim Anarchistischen Stammtisch im Café Morgenroth austauschen (19 Uhr, 27. 2., Kastanienallee 85).
Damals wie heute zählt der Internationalismus zu den tragenden Säulen der revolutionäre Solidarität. Um Einblicke in die international herausragende „Revolution“ der letzten Jahre zu bekommen, erzählt der ägyptische Autor Omar Robert Hamilton von seinen Erlebnissen während des Arabischen Frühlings, die er in dem Buch „Stadt der Rebellion“ zusammenfasste. Im Maxim Gorki Theater werden seine Texte gelesen und mit ihm diskutiert (20 Uhr, 27. 2, Am Festungsgraben 2, 5€/3€).
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