Ehrlich, Ehrlich, ein wundervoller und provokanter Kommentar. Bei Erwachsenen soll ein hoher Konsum von Tofu angeblich die intellektuellen Defizite im Alter erhöhen. Demnach, gemessen an dem Kommentaren der fundamentalistischen Sektierer aus der Fraktion der Vegetarier/Veganer, müsste die taz die Tageszeitung der Grauen Panther sein. Gottlob, selbst wenn die Zahl der Kommentare etwas anderes suggerieren könnte, handelt es sich nur um eine Minderheit.
Woher kommen unsere Essvorlieben?
Ergebnis dieser Studie: Unsere Vorlieben sind angeboren. Zu diesem Zweck wurde die Ernährung von über 3000 weiblichen Zwillingen im Alter von 18 bis 79 Jahren untersucht. Durch den Vergleich der Essgewohnheiten von eineiigen Zwillingen mit den zweieiigen zeigte sich, dass die Ernährungsgewohnheiten fast zur Hälfte genetisch bedingt sind. Dies galt insbesondere für den Genuss von Knoblauch, Kaffee, Obst & Gemüse sowie von Fleisch. Aus anderen Studien weiß man zudem, dass der Hang ein breites Speisenangebot zu nutzen oder ein heikler Esser zu sein, ebenfalls angeboren ist.
Gibt's was an dieser Studie auszusetzen? Wenig. Der Einfluss des Stoffwechsels ist wahrscheinlich noch größer, als die Arbeit vermuten lässt. Insbesondere weil es sich um weibliche Zwillinge handelt. Und da unterscheiden sich die eineiigen Exemplare stärker voneinander als bei den männlichen Pendants. Das hängt damit zusammen, dass Frauen zwei X Chromosomen besitzen und Männer nur ein X plus ein (unbedeutendes) Y-Chromosom. Dadurch wird der genetische Einfluss unterschätzt. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/mahlzeit/700805/
...Der Orthorektiker bemüht sich dabei um das "richtige" Essen. Ob es ihm schmeckt oder Bauchschmerzen verursacht, interessiert ihn nicht mehr.
Fühlen sich die Betroffenen als etwas besseres? Diese Vorstellung hält den Orthorektiker trotz häufiger Unterernährung bei Kräften: Ein betroffener Biobauer und Koch, der übrigens den Begriff Orthorexie prägte, beschrieb sich so: "All die bemitleidenswerten, verkommenen Seelen ... die Schokoladenkekse und Pommes frites in sich hineinstopften, waren für mich nichts weiter als Tiere, denen es nur darum ging, ihre sinnlichen Begierden zu befriedigen. In meiner Tugendhaftigkeit sah ich mich verpflichtet, meine schwächeren Brüder aufzuklären, hielt ... Vorträge über das Übel industriell verarbeiteter Nahrung und die Gefährdung durch Pestizide und Kunstdünger." http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/mahlzeit/710736/
Viele Eltern geben ihren Kindern aus Angst vor einer Milchallergie Sojamilch zu trinken. Doch nun gab das Bundesinstitut für Risikobewertung eine Warnung heraus. Bei der Verwendung von Sojaprodukten kommt es immer wieder zu Kreuzallergien mit Milch. Daneben können Sojaallergien auch zu einer Allergie gegen Birkenpollen führen.
Was bedeutet das für die Kinder? Sojamilch ist nur für solche Kinder eine denkbare Alternative zur Milch, die keine Kuhmilch vertragen und auf Soja nicht allergisch reagieren. Zur Vorbeugung vor Allergien ist Sojamilch nicht geeignet. Sie ist eine Notlösung. Notlösung deshalb, weil inzwischen eine ganze Reihe weiterer unerfreulicher Verdachtsmomente zutage traten. Soja enthält jede Menge Phytoöstrogene, also Naturstoffe, die wie Sexualhormone wirken. In Sojamilch wurden Gehalte vorgefunden, die - rechnet man das ganze auf einen Säugling um - der Dosis entsprechen, die in mehreren Antibabypillen enthalten ist. Verschiedene Untersuchungen deuten darauf hin, dass dabei tatsächlich hormonelle Effekte auftreten; bei Mädchen beispielsweise eine zu früh einsetzende Ausbildung der Geschlechtsmerkmale. Bei Jungen wird - aufgrund von Tierversuchen - befürchtet, dass die Hoden geschädigt werden. Männliche Ratten, deren Mütter mit Soja gefüttert worden waren, waren impotent. Zudem kam es zur Zurückbildung des Thymus, ein wichtiges Organ des Immunsystems. Neu ist das im Grundsatz nicht, denn bei Verwendung von Soja in der Kälbermilch gab es in der Vergangenheit gesundheitliche Probleme in der Nutzviehhaltung.
Aber für Erwachsene ist Soja vermutlich harmlos, schließlich wird in Asien traditionell Soja gegessen? Die Soja-Hype stammt nicht aus Asien, sondern aus den USA. In Asien wurde Soja vor dem Verzehr meistens umfangreich verarbeitet, um die natürlichen Abwehrstoffe zu entfernen. Einige werden durch Hitze zerstört, wie zum Beispiel Allergene, andere wie die Saponine überstehen sogar das Extrudieren und müssen durch andere Verfahren entfernt werden. Eine Reihe von Versuchen bestätigt, dass Soja kein per se "gesundes" Lebensmittel ist. Bei Affen kam es durch eine länger dauernde Verfütterung von Soja bei den Männchen zu einer erheblichen Steigerung der Aggressivität. Insgesamt litt das Sozialverhalten der Tiere. Bei Mäusen traten durch Soja Herzprobleme (Cardiomyopathien) auf. Beim Menschen wurden - so eine Studie aus den USA - Hirnprobleme beobachtet. Wer gerne Tofu aß, dessen intellektuelle Fähigkeiten litten. Je mehr Sojakäse auf dem Speiseplan stand, desto schlechter die Denkfähigkeiten der Menschen. Ob sich diese Befunde bestätigen lassen, muss man abwarten, aber man muss sie sehr ernst nehmen.
Und was ist mit den vielen Sojapräparaten, die zur Vorbeugung vor Krebs, Arteriosklerose oder Klimakteriumsbeschwerden usw. empfohlen werden?
Die amerikanische Herzgesellschaft (American Heart Association) hält Sojasupplemente für nutzlos. So auch die Einschätzung des deutschen Arznei-Telegramms, ein unabhängiger Fachdienst zur Bewertung von pharmazeutischen Produkten. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/mahlzeit/687482/
Roadkill Cafe
Wenn die Ethik unter die Räder kommt
Das Fernsehen hat seine Familie an Koch- und Nanny-Sendungen um eine "naturbelassene" Attraktion erweitert: das "Roadkill Cafe". In der neuen Show will die BBC den Briten Fleisch schmackhaft machen, das so gesund und moralisch sauber ist, dass es sogar Vegetarier essen können.
Nun hat Fregus Drennan, der neue Star am Küchenhimmel, auch schon den ersten Preis für sein "Cafe" eingefahren. Die Tierschutzorganisation PETA zeichnete seine Art zu kochen mit dem Preis für die "Ethische Küche" aus. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/mahlzeit/606927/
...Wie riskant ist das? Von jedem Tier, dessen Todesursache nicht klar ist, geht natürlich ein Risiko für den Verbraucher aus, denn es kann an Krankheiten verendet sein, die auch für den Menschen gefährlich sind. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/mahlzeit/619539/
Ob in Kochbüchern, Fachzeitschriften oder im Internet - überall begegnet man der gleichen Story über die Sojabohne: In China schon seit Jahrtausenden kultiviert und sich über ganz Asien verbreitend, gilt sie dort als heilige Pflanze. Der Kaiser Shennong höchstpersönlich habe die Bohne im Jahre 2383 v.u.Z. geheiligt. Als ochsenköpfiger Gott des Windes stand ihm das auch zu. Seither nährt Soja den asiatischen Kontinent, schützt seine Bewohner vor Zivilisationskrankheiten und vertreibt böse Geister. Kurz und gut: Die Hülsenfrucht verleiht nicht nur Unsterblichkeit, sie verschafft unverzagten Essern auch das erhoffte Entree bei den Göttern. Was vernünftige Menschen nur „heiliger Strohsack!" entfahren lässt, gilt in der Fachwelt als historische Tatsache.
Auf der Suche nach den „Wurzeln" der Stories landet man schnell im Nichts. Die so genannten historischen Quellen beruhen meist auf fragwürdigen Interpretationen unleserlicher Ideogramme, deren Herkunft und Alter gleichermaßen spekulativ sind. Motto: „Ein paar Striche zeigen nach unten, das sind die Wurzeln". Hinzu kommt, dass in diesem Land der vielen Sprachen und der zahllosen Leguminosen nicht einmal klar ist, ob es sich überhaupt um eine Bohne, Erbse oder Wickensorte handelt. Nichts anderes gilt für die Berichte europäischer Reisender. Sie verwendeten bis ins 20. Jahrhundert hinein eine Fülle lateinischer Namen für allerlei Körner, die in fast beliebiger Weise einer größeren Zahl von Leguminosen zugeordnet werden, bei denen aber die Sojabohne nie fehlen darf.
Brechmittel
Auch wenn sie in der Fachpresse fest etabliert sind, Äußerungen wie: Soja bzw. Sojadrinks stellten seit Urzeiten „die Milch Asiens" dar, lassen auf Anhieb erkennen, dass ein Anschlag auf die Intelligenz geplant ist. Warum sollten Menschen, die Milch und Käse „zum Kotzen" finden, hingebungsvoll mit aufwendiger Technik Brechmittel nachahmen? Selbst wenn Produkte existiert haben sollten, die heutigen Sojaerzeugnissen ähneln, spricht nichts für die Verwendung von Soja als Rohstoff. Nicht nur alle möglichen Hülsenfrüchte, selbst Fisch lässt sich in blassgelbe gummiartige Erzeugnisse ummodeln, die Besucher aus dem fernen Europa verleiten, dafür den Namen „Käse" zu wählen.
Bei der Durchsicht der einschlägigen Literatur findet sich aber in einem Punkte Übereinstimmung: Die Sojasoße war als Würzmittel seit Jahrhunderten bekannt. So berichtet 1859 der niederländische Arzt Jacob Moleschott von der „Soja, eine braune, schmierige, süßlich-aromatisch schmeckende Flüssigkeit, die in China ... aus den Samen des Duidsu, Dolichos Soja, bereitet wird". Doch über weitere Sojaprodukte in der menschlichen Ernährung schweigen sich die Chronisten beharrlich aus - auch der Ostasienforscher Bernhard Laufer, der sogar als Kronzeuge angeführt wird. In seiner Darstellung der chinesischen Landwirtschaft im Jahre 1914 erwähnt er die Pflanze nicht einmal.
Soja - Gülle für Japan
Dennoch erreicht uns Kunde von der Bohne: „Schon für das 18. Jahrhundert sind Sojabohnenexporte belegt; in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Sojabohne bereits das wichtigste Exportprodukt der Mandschurei", schreibt der Historiker Jürgen Osterhammel. Allerdings handelte es sich um minimale Mengen. Das sollte sich um 1890 ändern. Der Sojaexport nach Japan blüht. Aber nicht, weil die Japaner daraus Tofu herstellen wollen, sondern „Dünger, Viehfutter und Seife". Lediglich das Öl wurde manchmal abgepresst. Die Japaner benötigten Sojabohnen bzw. deren Pressrückstände als wichtigstes Düngemittel für ihr Grund- nahrungsmittel, den Reis(!). Niemand käme auf die Idee, ein hochge- schätztes Lebensmittel wie Gülle auf den Äckern zu verteilen. Die Sojabohne taugte wohl nicht mal für den Viehtrog - geschweige denn für die hungrige Bevölkerung.
Als die japanische Regierung beschloss, die besetzte Mandschurei zur Basis der Schwerindustrie auszubauen, sank die Bedeutung der Bohne wieder. Derweil hatte sich das Produktionszentrum in die USA verlagert. Die Bohne lieferte nicht nur Öl, sondern erwies sich auch als ideale Ergänzung zum Maisanbau, um via Knöllchenbakterien die Böden mit Stickstoff anzureichern. 1934 wurde in Chicago erstmals Sojabohnenöl mit Hexan extrahiert, was die Ausbeute beträchtlich steigerte. Doch auch in Amerika machte die Bohne nicht in der Küche Karriere, sondern in der chemischen Industrie. Henry Ford wollte seine Vehikel komplett aus Rohstoffen vom Acker bauen. Es gelang ihm, aus Soja Plastik zu produzieren, woraus Autokarosserien, Badewannen und Toiletten geformt wurden. Mit einem Vorschlaghammer bewaffnet demonstrierte er öffentlich die Unverwüstlichkeit seines Biokunststoffes. Während des 2. Weltkrieges erreichte der Einsatz von Sojaexpeller als Grundstoff der Chemieindustrie in den USA seinen Höhepunkt.
Kulturimperialismus
Als man Plastik billiger aus Erdöl herstellen konnte, war der Traum vom „Sojaauto" geplatzt. Nun mussten neue Verwertungsmöglichkeiten für die Rückstande der wachsenden Ölproduktion her. Man lernte das Soja- eiweiß so zu erhitzen, dass es vom lieben Vieh vertragen wurde. Mittlerweile wandern etwa 95 Prozent der Produktion in die Futtertröge. Soja ist die Grundlage der Fleischerzeugung in den USA und Europa. Nach Schweinen, Puten und Rindviechern kommt heute auch der Mensch als potentieller Sojaschlucker hinzu. Um neue Verwendungs- zwecke und Vermarktungswege zu erschließen, investiert die Branche enorme Summen.
Bleibt die Frage: Wer hat den ganzen Unsinn in die Welt gesetzt? Wollten die Asiaten den westlichen Barbaren ihre Bohnen unterjubeln? Wohl kaum. Denn die Staaten Asiens sind keine Exporteure in größerem Stil. Japan muss sogar reichlich Soja importieren. Die meisten Menschen dort hat Soja nicht die Bohne interessiert. Erst die Amerikaner setzten die Story von der „heiligen Pflanze" in die Welt. Einige dieser Märchen können sogar einzelnen Marketing-Firmen zugeordnet werden. Ihre Ideen tragen reiche Frucht: Inzwischen greifen auch Forscher in Asien dankbar die Stories der PR-Agenturen auf, um sie im Rahmen ethnozentrischer Publikationen phantasievoll zu unterfüttern. So wurde aus Asien die Wiege des Sojakultes. Und aus Europa ein wichtiger Absatzmarkt für Sojamilch. http://bestforage.de/blogs.php?action=show_member_post&ownerID=7&post_id=23
Zum Schluß noch etwas zur Lebensreformbewegung, die nun nicht unbedingt etwas mit Adolf-Nazi - dennoch lebe das Vorurteil - zu tun hat.
"Vegetarier leben nicht etwa länger, sie sehen nur älter aus!"
"Es gibt so viel, was man essen kann. Ihr müsst Eure Tiere nicht zu Fleisch verarbeiten! " singen die First-Class-beköstigten Vegetarier in Dresden....Und in manchem Vegertarier-Verein machten sich sozialdarwinistische Ideen breit, die später Anlass gaben für die Vereinnahmung des naturreligiös-vegetarischen Gedankens durch die Nationalsozialisten. "Ich sehe die Zeit kommen, wo der von Darwinschem Geist erfüllte und für die Schönheit des Körpers begeisterte Mann und das ebenso veranlagte Weib in freier Entscheidung und in der bewussten Absicht sich vereinigen, ein Adelsgeschlecht der Schönheit zu zeugen: Fürsten von Schönheits Gnaden, die uns zweifellos lieber wären als so manche Geldfürsten, ja selbst neben Geistesfürsten ihre volle Berechtigung behaupten können."....Der Deutsche Vegetarierbund kam ihr zuvor und löste sich lieber selber auf. Die Mitglieder erhielten das folgende Schreiben:
"Der Deutsche Vegetarier-Bund ist immer ein Kampfbund gewesen, die für seine Idee gestritten haben, werden stets mit besonderem Hochgefühl zurückdenken. Im heutigen Staate ist der Kampf für Ziele, die die Staatsleitung nicht billigt, unstatthaft. Wenn der Vegetarismus sich in der Presse als züngelnde Giftschlange darstellen lassen muss, ohne die Möglichkeit der Gegenwehr zu haben, dann heißt es für den Deutschen Vegetarier-Bund: Nicht mehr weiter vegetieren, sondern in Ehren untergehen!" http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/zeitreisen/827803/
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Fortschrittsinfluencer über Zuversicht
„Es setzt sich durch, wer die bessere Geschichte hat“