■ Tip: Abschied vom Dritten
„Schmidteinander“, Sonntag, 21.55 Uhr, West 3
Wenn der Moderator jeglichen Sexismus-Vorwurf von sich weist und gleichzeitig im Hintergrund eine Blondine den Boden schrubbt, dann hat man mit Sicherheit „Schmidteinander“ eingeschaltet, die Sendung, die konsequent Fettnäpfe und Ärgernisse sucht und findet, die all das bringt, was den verkrampften Unterhaltungsbiedermännern und -frauen des deutschen Fernsehens quasi schon auf der Fernseh-Grundschule verboten wird. „Schlafen Sie oder sind Sie tot?“ fragt Schmidt ungeniert sein Publikum.
Das war schon bei den britischen „Monthy Pythons“ Ende der sechziger Jahre ähnlich, wo sämtliche Seh- und Hörgewohnheiten gezielt untergraben wurden – da kamen die ZuschauerInnen oft nicht mit. „Hausfrauen an der Nadel“ – eine schockierende Reportage über Frauen, denen jedes Mittel recht ist, um sich mit (Strick-)Nadeln und (Woll-)Stoff zu versorgen: In Sketchen wie diesem ist die Verwandtschaft zu den britischen Humor-Anarchisten unübersehbar. Aber Herbert Feuerstein, der Mann neben, hinter und unter Schmidt, sagt nein: Sein Vorbild seien eher die amerikanischen Late-Night-Shows.
Auch die mutwillige Veralberung deutscher Fernsehinstitutionen sei nicht wirklich das Rezept. Aber ein Teil davon. Grausam ist Schmidts Version von „Aspekte“ gewesen, ebenso gemein Schmidt als Aust vom „Spiegel-TV“ in der heutigen Sendung. Die auch die letzte im Dritten sein wird. Denn ab 14. Januar kommt „Schmidteinander“ im Ersten. Warum? „Wegen der Kohle“, sagt Feuerstein. Ändern wird sich aber nichts, weder die Dekoration noch das Konzept. Weiterhin wird Feuerstein, der frühere MAD-Chefredakteur, am mickrigen Schreibtisch auf dem kleineren Stuhl sitzen und sich von Schmidt als „Tanzstundenpartner von Marika Rökk“ vorstellen lassen müssen.
Die Gäste aber sollen in Zukunft noch respektloser gelöchert werden. Heute ist die Strauß- Tochter Monika Hohlmeier dran. Schmidts Fragen zielen immer wieder auf ödipale Probleme und schließlich auf ihre Mauritius- Reise: „Alles selbst bezahlt?“Oliver Rahayel
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