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Archiv-Artikel

Tímea Junghaus, Kulturaktivistin Vorkämpferin für die Kunst der Roma

Von GRÄ

TÍMEA JUNGHAUS, 32, Kunsthistorikerin und Kulturaktivistin, erhält den Kairos-Preis der Toepfer-Stiftung. FOTO: PRIVAT

„Wir beobachten die Geburt eines ‚Roma-Bewusstseins‘, einen Zustand, wenn erfolgreiche, wohlhabende und gut ausgebildete Roma stolz ihre Herkunft anerkennen.“ Das hat die ungarische Kuratorin Tímea Junghaus über die neue Generation intellektueller Roma gesagt – und damit auch sich selbst beschrieben. Sie ist die erste Roma, die in Ungarn Kunstgeschichte studiert hat und angetreten, die zeitgenössische Roma-Kunst ins öffentliche Bewusstsein zu rufen.

Junghaus’ Mutter, die aus einer begüterten Familie von Roma-Musikern stammt, legte großen Wert auf die Ausbildung ihrer Kinder. So besuchte ihre Tochter das Gymnasium, wo ihr das frühe Interesse an Kunst immer wieder Preise bei Wettbewerben zur Kunstinterpretation eintrug. Am Beginn ihres Kunstgeschichtsstudiums stand weniger ein kulturpolitisches Anliegen, als ein breites Interesse – umso unbefriedigender war es für sie, dass moderne Kunst erst ganz am Ende des Studiums vorgesehen war. Ebenso störte es sie, dass die Kunst der Roma weder in ihrer Ausbildung noch in den Museen Budapests stattfand.

Da konnte es nahezu symbolisch scheinen, dass sie ein Lager mit Hunderten von Roma-Gemälden fand, die dort fernab jeden Besuchers vor sich hinstaubten. Junghaus katalogisierte sie und gründete 2002 im 8. Bezirk von Budapest, wo besonders viele Roma leben, eine Galerie.

Die Resonanz war positiv. Die Öffentlichkeit zeigte sich überrascht, wie wenig das Ausgestellte mit den Volkskunst-Klischees zu tun hatte. Zwei Jahre später beteiligte sich Tímea Junghaus an der Ausstellung „The Hidden Holocaust“, mit der Roma-Künstler erstmals die offizielle Kunstszene betraten. International bekannt wurde sie, als sie auf der 52. Biennale in Venedig einen eigenen Roma-Pavillion kuratierte, in dem sie zeitgenössische Werke von sechzehn Roma-Künstlern aus sieben Ländern zeigte.

Für eben dieses emanzipatorische Engagement wird ihr die Hamburger Alfred Toepfer Stiftung am 10. Februar den Kairos-Preis verleihen, der 2008 zum zweiten Mal vergeben wird. Das Preisgeld von 75.000 Euro will Tímea Junghaus nutzen, um weitere Bilder zu kaufen. GRÄ