Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt:
Am Anfang waren die Beach Boys. Gut, davor gab es noch anderen (die Beatles kamen ein Jahr früher), aber dann würde der Satz einfach nicht so gut klingen. Und Brian Wilson ist eine so große tragische Figur des Pop, dass man ihm durchaus mit ein wenig Drama begegnen kann. „Pet Sounds“ bleibt nach mehr als 50 Jahren eines der Popalben schlechthin, was die fragwürdige Praxis, Platten der Vergangenheit in toto nachzuspielen, in diesem Fall völlig legitim erscheinen lässt. Am Donnerstag stellt Wilson die Scheibe noch einmal live im Admiralspalast vor: „God Only Knows“, „Wouldn’t It Be Nice“ und der ganze Rest – hat man da eine Wahl (Friedrichstr. 101/102, 20 Uhr 58,65–90,65 €)?
Man könnte am selben Tag eventuell auch die Parochialkirche aufsuchen, um einen anderen Klassiker des 20. Jahrhunderts vom Vokalconsort Berlin geboten zu bekommen. Unter dem Titel „Das menschliche Antlitz“ und unter Leitung von Marcus Creed, der schon Chefdirigent des RIAS Kammerchor war, gibt es dort György Ligetis Chorwerk „Lux aeterna“ zu hören, einen der ergreifendsten, stillsten Beiträge zur spirituellen Musik der Moderne (Klosterstr. 67, 20.30 Uhr, 27,40/18,60 €).
Oder man hält sich an lokale Erzeugnisse und schaut, immer noch am Donnerstag, was die elektroakustische Musik Berlins so macht. Im Spektrum läuft zu dem Zweck das Flux Festival, bei dem an diesem Abend die vietnamesischstämmige Synthesizerexpertin Cao Thanh Lan zugegen ist (Bürknerstr. 12, 19.30 Uhr).
Überhaupt gibt es gerade Festivalstau in der Stadt. Viele davon kleinerer Natur. Oder ganz klein, wie mikromusik. Was große Namen keinesfalls ausschließt. So ist der 79-jährige US-amerikanische Komponist Alvin Curran am Freitag zu Gast, um in der daadgalerie Auszüge aus „The Alvin Curran Fakebook“ zu präsentieren, nach einem Gespräch mit der künstlerischen Leiterin des Festivals Julia Gerlach (Oranienstr. 161, 19 Uhr, Eintritt frei).
Einen ganz anderen Blick wählt hingegen, auch am Freitag, das erste Gnaoua Festival Berlins in der Werkstatt der Kulturen, mit marokkanischer Trance-Musik, jahrhundertelang erprobt. Am Freitag spielt etwa die Band Black Koyo. Mehr dazu weiter vorn in diesem taz plan (Wissmannstr. 32, 19.30 Uhr, Eintritt frei).
Bei der Wassermusik im Haus der Kulturen ist dafür die Zielgerade erreicht. Samstag spielt zum Abschluss noch so eine britische Ikone, diesmal aus den Achtzigern: Scritti Politti, yes (John-Foster-Dulles-Allee 10, 19.30 Uhr, 16/12 €).
Und am Mittwoch geht dann Berlin Atonal los, wieder im Kraftwerk. Mit dabei: die Roboterpoetin Lucrecia Dalt (Köpenicker Str. 70, 17 Uhr, 35 €).
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