: Theologie der Unterdrückung
betr.: „Glaubenszwang auch in der Freizeit“, taz vom 1. 9. 04
Nun will „man“ also ein Regelwerk schreiben, wie sich Mitarbeiter der evangelischen Kirche – innerhalb und außerhalb der Arbeitszeit – verhalten müssen. Nicht nur die Pfaffenzunft, sondern auch die Mitarbeiter der Diakonie, die Erzieher und Erzieherinnen, die Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen! Ansonsten: Kündigung.
Der Präsident des Diakonischen Werks vergleicht die geplanten Vorschriften evangelischerseits mit den katholischen Vorschriften und kommt wohlwollend zur Auffassung, die evangelischen seien „offener“. Nun gibt es dazu zu sagen, dass die großen Theologen der katholischen Kirche, allen voran Karl Rahner, diese Vorschriften des „Tendenzbetriebs“ Kirche rundweg und radikal abgelehnt haben. Aber die Kleingeister siegen eben manchmal. Statt einer Theologie der Befreiung ist wieder eine Theologie der Unterdrückung gefragt.
Zum Dritten wäre zu fragen: Was ist denn spezifisch evangelische Lebensweise? Ist es die Polygamie, welche Dr. Martin Luther Philipp von Hessen zugestanden hat? Ist es die Geschichte der Hexenverbrennungen, welche sogar die Konfessionen „einte“? Ist es die latente bis offene Judenfeindlichkeit, welche sich wie ein roter Faden durchzieht? OTTO J. BERTELE, München
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