■ Thema Tierschutz genießt hohes Ansehen: Gern von oben herab
betr.: „Nie mehr im Trüben fischen“, taz vom 23. 2. 00
Vielen Dank für den gelungenen, frechen Artikel. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass der Verfasser des Artikels nicht ausgerechnet Hartwig Berger durch den Kakao gezogen hätte, dessen Verdienste in der Umweltpolitik unbestritten sind. Ich verstehe nicht, dass der Verfasser nicht bei Supersenator Strieder angesetzt hat, der erstens reichlich Defizite in der Umweltpolitk zu bieten hat und sich zweitens in der Sitzung mit diesem Gesetzentwurf blamierte.
Strieder musste feststellen, dass ein Gesetzentwurf nicht einmal bei seiner Lobbygruppe, den Angelverbänden, auf große Begeisterung stieß. Offensichtlich hatte sich zwischenzeitlich wenigstens bei den Anglern die Vernunft oder wenigstens die Furcht vor weiteren Imageverlusten durchgesetzt. Der für den Gesetzentwurf verantwortliche Chef des Fischereiamtes hatte die Sitzung gleich am Anfang wegen eines Anfalls von Nasenbluten verlassen. Er hätte wohl auch Schwierigkeiten gehabt, der interessierten Öffentlichkeit nachvollziehbar zu vermitteln, warum Acht- oder Zwölfjährige mit Angelruten und scharfen Messern aufgerüstet, alleine ans Wasser gestellt und Fische töten sollen, während Erwachsene dies nur nach einem umfangreichen Lehrgang und Prüfung tun dürfen. Desweiteren, warum ein großer Personenkreis, der eine seit fünf Jahren bekannte gesetzliche Prüfungspflicht und -frist missachtet hat, vom Gesetzgeber dafür nun auch noch belohnt werden soll? [...] FRIEDE WIEDOW
[...] Den Hinweis am Schluss des Artikels auf ebenfalls im Abgeordnetenhaus zur Debatte stehende Probleme, wie Kürzungen im Kita- und Jugendhilfebereich verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht ganz. Diese Debatte wurde in einem anderen Ausschuss geführt. Ich gehe davon aus, dass die Grünen auch dort ihren Standpunkt offensiv vertreten haben. Ich hätte mir von der taz dazu einige Erläuterungen gewünscht, auch wenn dadurch der Artikel über das Angeln etwas kürzer ausgefallen wäre.
CHRISTIANE BERNHARD
[...] Das Thema Tierschutz scheint bei Ihnen kein besonderes Ansehen zu genießen. Nicht zum ersten Mal fiel mir auf, dass Probleme rund um den Tierschutz gern von oben herab, mit leicht ironischem Unterton behandelt werden. Folgerichtig konnten Sie das Thema Angeln auch nur polemisch aufgreifen. [...]
Deshalb nur kurz zu Ihrer Information: Die beabsichtigten Änderungen des Landesfischereigesetzes treten allesamt den Natur- und Tierschutz mit Füßen. Ausgehend von der Tatsache, dass der so genannte Angelsport weder sportlich noch heutzutage für die Gewinnung des Nahrungsmittels Fisch unbedingt notwendig und damit nach dem Tierschutzgesetz vernünftig ist, stellten die bislang dafür geltenden Regelungen Mindestanforderungen an die Einhaltung des Tier- und Naturschutzes dar. Mit dem Nachweis einer Anglerprüfung will der Gesetzgeber unter anderem gewährleisten, dass der Angler tierschutz- und umweltgerecht fischt. Ebenso verhält es sich mit der Regelung, dass Kinder und Jugendliche erst ab zwölf Jahren und in Begleitung eines Erwachsenen angeln dürfen. Selbst Zwölfjährige werden sich bei großen Fischen schwertun, diese tierschutzgerecht zu töten und auszuweiden. Und auch der für einen Monat gültige Fischereischein für Berlin-Touristen spricht dem Gedanken des Umwelt- und Tierschutzes hohn. Denn wer einmal einem ungeübten (ungeprüften) Angler beim Fang, Anlanden, Betäuben und Töten eines Fisches zugesehen hat, erahnt vielleicht, welche Qualen ein Fisch in diesen Momenten erleidet. [...] ISABELLA BUSCH
Für die meisten Menschen stellt das Angeln leider nur einen vergnüglichen Zeitvertreib dar. Allerdings ist dies ein sehr fragwürdiges Vergnügen, denn dass es sich dabei um das Fangen und Töten von schmerzempfindlichen Tieren handelt, wird nur allzu gern vergessen.
[...] Dies alles nun aber bereits achtjährigen Kindern ohne Begleitung durch Erwachsene zu erlauben, wäre einfach unverantwortlich. [...] Mit allergrößter Sicherheit kann man davon ausgehen, dass sich dies dauerhaft auf die junge Psyche der Kinder auswirken würde. [...] Wenn dem Gesetzentwurf zugestimmt wird, würde das einen enormen Rückschritt für die ohnehin nicht gute Tierschutzsituation darstellen. DOREEN ROTHE
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