■ Die anderen: „The Observer“ schreibt zu der Zustimmung der Partei von David Trimble zum nordirischen Friedensabkommen / „Bild am Sonntag“ beschäftigt sich mit der Spendenaffäre der CDU und dem angeschlagenen Image von Altbundeskanzler Helmut Kohl / Die Lübecker Nachrichten“ meinen, dass der Glogowski-Rücktritt die CDU ärgern dürfte
Die Sonntagszeitung The Observer schreibt zu der Zustimmung der Partei von David Trimble zum nordirischen Friedensabkommen: Das Ergebnis war knapp. Nur 58 Prozent des Parteirates standen hinter David Trimble. Aber trotzdem, dieser Prozess hat jetzt eine Eigendynamik angenommen. Auch der probritische Unionismus in Nordirland wurde von den Entwicklungen überholt und muss sich anpassen. Die wahre Errungenschaft von David Trimble und Gerry Adams ist, dass sie der Provinz die Realität vor Augen geführt haben. Der Krieg ist ein emotionales Überbleibsel, das beerdigt werden muss. Jetzt besteht endlich eine Chance dafür.
Bild am Sonntagbeschäftigt sich mit der Spendenaffäre der CDU und dem angschlagenen Image von Altbundeskanzler Helmut Kohl: So schnell geht das – gestern war er noch der gefeierte Staatsmann, heute steht er im Mittelpunkt eines Skandals. Je tiefer jetzt im Spendensumpf gegraben wird, umso morastiger wird es für Helmut Kohl. Schon die erste Frage, die man jetzt stellen muss, öffnet einen Abgrund: Hat Kohl seine Macht in der Partei mit Geld aus schwarzen Kassen finanziell abgesichert? 1989 wollte eine Gruppe um Heiner Geißler, Rita Süssmuth und Lothar Späth den damals glück- und erfolglosen Kanzler und Parteichef stürzen und durch Späth ersetzen. Der Putsch scheiterte schon im Vorfeld, weil wichtige Helfer und Unterstützer den Mut verloren. Heute muss man fragen: Warum haben sie den Mut verloren? Hat Kohl die Stimmung und die Stimmen mit Hilfe seiner schwarzen Kassen beeinflusst? Erhielten wichtige Verbände der CDU für Treue zu Kohl Unterstützung von den geheimen Konten? Und wenn es so gewesen wäre: Welche Legitimität hätte dann noch Kohls Kanzlerschaft nach 1989? Diesen Fragen kann Kohl jetzt nicht mehr ausweichen – auch nicht durch überhebliches Verhalten. Er muss runter vom hohen Ross und wieder Demut lernen.
Die Lübecker Nachrichten meinen, dass der Glogowski-Rücktritt die CDU ärgern dürfte: Es ist verständlich, wenn CDU-Herausforderer Christian Wulff, der sich für das Duell mit Glogowski große Chancen ausgerechnet hatte, jetzt wild um sich schlägt. Wenn er Neuwahlen vorschlägt, die die Landesverfassung für diesen Fall nun mal nicht vorsieht. Oder wenn er versucht, Bundeskanzler Gerhard Schröder mit ins Skandalboot zu ziehen und dabei übersieht, dass „Glogogate“ sich aus den tölpelhaften Verfehlungen Glogowskis speiste, nicht aus der Vergangenheit sozialdemokratischer Landesregierungen. Hilflos wirkt das, und sehr bemüht.
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