Thailands Premier Sundaravej: Schweinsfüße kosten ihn das Amt

Seine Fernsehkochshow bringt Thailands Regierungschef Samak Sundaravey um den Job: Das Verfassungsgericht verlangt seinen Rücktritt. Die Koalition will ihn wiederwählen.

Leidenschaftlich kochen: ja. Geld damit verdienen: nein. Thailands Premier muss zurücktreten. Bild: dpa

BANKOK taz Es ist schon ein Witz: Da trieb Thailands Premier Samak Sundaravej manchem regierungsfeindlichen Demonstranten die Tränen in die Augen, weil er störrisch verkündete, dass er nicht dran denke, seinen Hut zu nehmen. Die Protestler sollten den "schmutzig gewordenen" Regierungssitz ruhig weiter blockieren. Dabei hätten sich die Demonstranten der "Volksallianz für Demokratie" das seit zwei Wochen dauernde Sit-in, das Straßenschlachten und Ausnahmezustand nach sich zog, vielleicht sparen können. Ein vergleichsweise nichtiger Anlass ist Samak nun zum Verhängnis geworden: Er stolperte über seine Kochschürze.

Das Verfassungsgericht in Bankok urteilte am Dienstag, dass Samak und das gesamte Kabinett innerhalb von 30 Tagen die Amtsgeschäfte niederlegen müssen. Der 73-jährige habe durch die Annahme von Geldern für seine Koch-Show seine Amtspflichten verletzt und gegen die Verfassung verstoßen.

Der bullige Regierungschef, berüchtigt für seine ultarechten Sprüche und dafür, Journalisten anzublaffen, wenn ihm die Fragen nicht passen, frönt seit langem seiner Kochleidernschaft. Fettig und scharf sollten Köstlichkeiten seiner Meinung nach sein. Eines seiner Rezepte, so heißt es, seien in Coca-Cola eingelegte Schweinsfüße. Thailands Athleten beglückte er während der Olympischen Spiele in Peking mit gebratenem Hühnchen, Pilzen und Bambussprossen. Auch bat er bereits Birmas Militärdiktatoren zu Tisch: Für den Besuch seines Amtskollegen Thein Sein Ende April dachte sich Samak ein Spezialmenü aus, nicht ohne sich zuvor bei der Junta abzusichern, "was Birmas Premier gern mag und was nicht".

Bevor er Anfang 2008 Premier wurde, hatte Samak jahrelang seine eigene Kochshow im Fernsehen - mit dem wenig vertrauenerweckenden Titel "Probieren und Meckern". Allerdings wurde die beim Publikum populäre Show nach dem Militärputsch 2006 abgesetzt. Nachdem Samak sein Amt als Regierungschef angetreten hatte, kündigte er an, er wolle seine Karriere als Fernsehkoch wiederaufnehmen. Premier und Koch zugleich zu sein bekäme er locker unter einen Hut.

Doch die Neuauflage von "Probieren und Meckern" stieß der Opposition auf. Senatoren witterten einen Interessenkonflikt und reichten prompt Beschwerde bei Gericht ein. Denn die Verfassung verbietet es Mitgliedern des Kabinetts und damit auch dem Premier, sich nebenher Geschäften zu widmen. Samak hingegen ficht das nicht an: "Ich habe das gemacht, weil es mir Spaß macht", sagte der 73-Jährige gestern vor Gericht. Er habe frei gearbeitet, nicht als Angestellter. Allerdings musste er einräumen, Geld genommen zu haben - beispielsweise um Fahrtkosten abzudecken. Der Geschäftsführer der Produktionsfirma bestätigte, dass Samak für jede der vier Shows umgerechnet etwa 560 Dollar erhalten habe.

Die Regierungskoalition reagierte postwendend mit der Ankündigung, Samak solle wiedergewählt werden. Das Urteil des Verfassungsgerichts werde von der Koalition um die People Power Party (PPP) zwar respektiert, sagte der Vize-Vorsitzende Kan Tienkaew. Allerdings werde es als "zu technisch" betrachtet. Wenn Samak seine Wiederwahl wünsche, werde die PPP sich für eine baldige Wiederwahl einsetzen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.