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Archiv-Artikel

DIE AUFMERKSAMKEIT FÜR AFRIKA WURDE WEGGEBOMBT Terror vernebelt das Blickfeld

Terror ist eine brutale, aber effektive Kommunikationsstrategie. Die Tötung möglichst vieler Menschen soll einschüchtern, Ängste wecken. Die Strategie funktioniert, das hat London wieder bewiesen. Es wird eine Weile dauern, bis das Maß der Verletzungen geschildert, die Sachschäden gezeigt und die Betroffenen interviewt sind. Diese Form der Aufarbeitung muss sein, aber dabei kann es nicht bleiben. Gerade auch, um den Opfern gerecht zu werden, muss die Auseinandersetzung über die Ursachen dieser Gewalt geführt werden.

Anknüpfungspunkte sind da. Live 8 hatte gerade sehr aufwändig das Thema Afrika in die öffentliche Diskussion gebracht. Sinn und Unsinn von Entwicklungshilfe wurden breit diskutiert, AfrikanerInnen durften in Mainstream-Medien ihre Sicht schildern. Ein gesellschaftlicher Diskurs war in Gang gekommen, den auch die Staatschefs der G 8 nicht ignorieren konnten – gerade weil ihre Vorschläge zur Lösung der Probleme Afrikas heftig kritisiert wurden. Schuldenerlass? Ja, aber nicht bedingungslos zum Vorteil der herrschenden Eliten. Erhöhung der Entwicklungshilfe? Ja, aber kann Geld allein helfen? Schön, dass sich die USA plötzlich so sehr für Afrika interessieren. Aber gilt ihr Interesse den Menschen oder viel mehr den Rohstoffen des Kontinents? Bis 2015 wollen die USA 25 Prozent ihrer Rohölimporte aus dem subsaharischen Afrika decken.

Es scheint, als sei eine gewaltfreie und gesellschaftlich getragene Kommunikationsstrategie nun einfach weggebombt worden. Dabei liegt es auch in der Verantwortung der Medienmacher und -nutzer, wie lange die Londoner Opfer des Terror und die Jagd nach den Gewalttätern die Schlagzeilen beherrschen. Wenn die Agenda von Bombenlegern bestimmt wird, darf man sich nicht wundern, wenn diejenigen, die die Agenda bestimmen wollen, Bomben legen. Lasst euch nicht terrorisieren. Führt die begonnenen Diskussionen zu Afrika weiter. Damit die Mächtigen nicht die Ohnmächtigen als Feiglinge beschimpfen, sondern mit klugen Taten selber Mut beweisen. MARTIN ZINT

ist Vorsitzender des Dritte Welt JournalistInnen Netzes