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Archiv-Artikel

Tempelhof-Nachnutzung Wiesenmeer oder Solarpark?

Ende Oktober 2008 soll der Betrieb des innerstädtischen Flughafens Tempelhof eingestellt werden. Dies ist eine der rechtlichen Voraussetzungen dafür, dass Schönefeld wie geplant zum Großflughafen BBI ausgebaut und Ende 2011 eröffnet werden kann. Doch was soll mit der riesigen Freifläche des Tempelhofer Airports passieren? Derzeit werden verschiedene Möglichkeiten diskutiert.

Der Senat will dort eine „attraktive, innerstädtische Parkanlage“ schaffen, sagt Ellen Haußdörfer, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Das Konzept läuft unter dem Namen „Park der Luftbrücke“. In der Mitte soll eine riesige, begrünte Fläche entstehen, das „Wiesenmeer“, mit einem Kinderspielplatz als „Insel“. Durch die Rasenfläche soll das Gelände im Sommer weiterhin als „Kaltluftinsel“ für die umliegenden dicht bebauten Stadtteile Kreuzberg, Neukölln und Tempelhof dienen. Den Übergang zwischen der Freifläche und der vorhandenen Bebauung in den Randbereichen des Geländes soll der „Tempelhofer Boulevard“ bilden, eine ringförmige Straße. Parkanlagen sollen nördlich des Boulevards und im Anschluss an die südliche Landebahn entstehen.

Ein Fliegerberg – ein 50 Meter hoher Erdkegel – soll als Startbahn für Modellflieger und Hängegleiter dienen und außerdem „die Geschichte des Ortes verdeutlichen“, so Haußdörfer. In den Randbereichen des Geländes sollen Wohnviertel und Dienstleistungsbauten entstehen. Außerdem sollen ein Sportpark, ein Themenpark unter dem Motto „Fliegen“ sowie – als „neue Komponente in der Stadtsilhouette“ – einige Hochhäuser gebaut werden.

Die Grünen wollen auf dem Flughafengelände dagegen zwei ringförmige Wege als Begrenzungen anlegen, erklärt Claudia Hämmerling: Der innere soll eine besonders geschützte Fläche in der Mitte der Freifläche abtrennen – in diesem Bereich soll die Artenvielfalt, die laut Umweltverband BUND bereits jetzt auf dem Flughafengelände existiert, erhalten werden.

Der äußere Ring soll den gesamten Park mit den Landebahnen begrenzen, die als schnelle Verbindung zwischen dem östlichem und dem westlichem Ende des Geländes dienen sollen. Am Rande des Geländes seien verschiedene Möglichkeiten denkbar, sagt Hämmerling. Die Rede ist von einem Museum der Luftbrücke, interkulturellen Gärten, Sportanlagen, einem Festplatz, einem Campingplatz, einem autofreien Wohngebiet, mit Solarzellen ausgerüsteten Wohnungen und Solarfirmen. Auch das Konzept der Grünen will den Kühleffekt des Tempelhof-Geländes für die Umgebung erhalten: Lücken in der Randbebauung sollen weiterhin eine ungehinderte Zirkulation kühlerer Luft ermöglichen.

Jürgen Hübner-Kosney vom Berliner Solarverein schlägt hingegen vor, auf dem Flughafenareal Fotovoltaikmodule aufzustellen. „Eine solche große Freifläche in einer Stadt ist ein Geschenk“, sagt er. Anhand eines Solarparks in Würzburg, der eine Fläche von 77 Hekttar habe, rechnet er vor, dass auf den 25 Hektar des Tempelhofer Flughafens im Jahr 3,4 Gigawatt Strom erzeugt werden könnten. Das reiche beispielsweise aus, um die Berliner S-Bahn zu betreiben, so Hübner-Kosney.

Ein Solarpark stehe nicht in Konkurrenz zu einer naturnahen Nutzung des Geländes, sagt er – und zeigt Bilder von Schafen, die zwischen Solarkollektoren grasen. Auch eine stärkere Aufheizung des Geländes sei nicht zu befürchten. Hübner-Kosney spricht sich für eine Machbarkeitsstudie aus. „Ich hielte es für fantasielos, nicht einmal etwas Neues auszuprobieren“, sagt er. JENS GRÄBER