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Teeniebands etc.Produktsterben à gogo

■ Take That laufen nach fünf Jahren aus. „Bravo“ hat's schon lange gewußt

Einmal noch „How Deep Is Your Love“, der alte Bee-Gees- Knaller, als Vermächtnissingle, ein Greatest-Hits-Album, ein Abschiedskonzert am 5. April, dann haben sie's hinter sich, und wir auch. Take That auseinander – das heißt erwartungsgemäß Heulen und Zähneklappern unter den Fans, Hochkonjunktur auf den Aus-aller-Welt-Seiten, großer Teenietrauerkult vorm Hilton (wo sie vor Monaten mal abgestiegen sind) und heißlaufende Sorgentelefone. Kapiert man nicht mehr als Erwachsener, so was, aber ein gewisser Gewöhnungseffekt ist nach fünf Jahren Laufzeit nicht zu leugnen. War da am Ende nicht fast so was wie Kontur? Gary, Jason, Howard und Mark – Männer mit Eigenschaften? Vom rebellischen Robbie ganz zu schweigen (der sich jetzt natürlich ins Fäustchen lacht)? So richtig will man gar nicht mehr wahrhaben, daß es sich beim Ende von Take That um ein simples Produktsterben handelt.

Die gute alte Trennung „aus künstlerischen Differenzen“ – Schnee von vorgestern. Take That waren Formatpop, wie er in dieser von keinerlei Naturwüchsigkeit mehr angekränkelten Qualität vor fünf Jahren neu war. Das Boney-M.-Prinzip, auf die Spitze getrieben. Fünf Freunde sollt ihr sein, für jede Zielgruppe etwas: einer mimt Bauchmuskulatur, einer den gewöhnlichen feuchten Traum; einer ist stille Reserve, in alle Richtungen ausbaubar; einer darf schlechte Haut haben (Echtheitssiegel!) und einer sogar ein bißchen dick sein. Alle zusammen dürfen sie Angst haben, ihr Penis sei zu klein. Das macht sie menschlich! Sieben Nummer-1-Hits sprangen dabei heraus, aber dann waren Zeichen von Materialermüdung nicht mehr zu übersehen. Ende des Produktzyklus, und das heißt: raus aus der Heavy Rotation in Funk und Fernsehen, Nachlassen der Markenkraft, allmähliches Auslaufen des gesamten Modells.

Bei Bravo, wo ganze Teams derzeit mit Telefonseelsorge befaßt sind, hat man's schon lange gewußt. Bravo ist sozusagen das Auge Gottes, was Teenstar-Konjunkturen und libidinöse Wechselkurse anbelangt. An den Zuschriften sollt ihr sie erkennen! Und die sagten seit Monaten den Abstieg voraus. Neue, noch instantmäßigere Ware schon in den Regalen: Caught In The Act, Boyzone, noch schnittstelliger, noch multifunktionaler, auch ein Trend zur Kompaktbauweise war zu beobachten (PJ & Duncan). Take That, die Klasse von 1991, sahen dagegen fast aus wie verdiente Humanisten. Oder Teeniestarhonoratioren – falls es so was geben können sollte.

Gibt es natürlich nicht, und deshalb hatte ihr Versuch, sich selbst zum Adult-Modell (für den reifen Teenager) umzubauen, schon das Ende vorweggenommen. „Richtig“ spielen können mag was Schönes sein, ist aber definitiv für Langweiler jenseits der zwanzig. Oder für Streber.

Gary hört man, will alleine weitermachen. Auch Robbie könnte sich zum mehrheitsfähigen Modell im Twen-Sektor mausern. Vielleicht sollten sie sich vorher noch den Namen patentieren lassen. Nimm nicht fünf, denke nicht zweimal, nimm einfach nur das. Es ist schon all right. Thomas Groß

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