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Tacheles reden-betr.: "Sind Soldaten Mörder?", taz vom 24.12.88

betr.: „Sind Soldaten Mörder?“, taz vom 24.12.88

Es ist höchste Zeit, Tacheles zu reden mit all den Schmöcken (Brockhaus: „Gewissenlose Zeitungsschreiber“), den Generälen und Feldpredigern, die das von ihnen befohlene Morden als ein Pflichtereignis besingen. Kurt Tucholsky hat diesen Satz zwischen den beiden Weltkriegen in seinem Aufsatz Dänische Felder formuliert, Gerhard Zwerenz hat ihn in einen zeitgenössischen Zusammenhang gebracht, und ein Hauptgefreiter a.D. der NS-Kriegsmarine a.D. stimmt uneingeschränkt zu. Zur Pflichtlektüre für alle freiwilligen und unfreiwilligen „Vaterlandsverteidiger“ müßte das Buch Soldaten sind Mörder erklärt werden. Den zum stumpfsinnigen Befehlsempfang degradierten Soldaten könnte vielleicht klar werden, auf was sie sich „im Ernstfall“ einlassen. Ramstein und Remscheid: „Mene, Mene Tekel Upharsinn“, begreift doch endlich diese blutrote Hieroglyhphe.

Wie sonst, als mit diesem Buch, kann den Nachkommen der „furchtbaren Juristen“ begegnet werden, die an einer neuen grausamen Militärjustiz in der Tradition des ehemaligen NS -Marinerichters Filbinger basteln, der doch in unseren Tagen bereits wieder zum „Hoffnungsträger Deutschlands“ hochstilisiert wird. (...)

Karl-Heinz Klaiber, Würzburg

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