Tach auch: Zum Kotzen: Äpfel
■ Die neue kleine sowie erbauliche Montagskolumne der taz / 36. Versuch
Am 22. Juli 1999 sagte ich in eine Runde kluger Leute hinein, ganz en passant und emotionslos: „Äpfel finde ich zum Kotzen.“ Da wurde ich aber angesehen, als hätte ich statt Äpfel Kinder gesagt. Wenige Minuten später stellte ich fest, daß man sich in diesem Land auch in die Nesseln setzt, wenn man den Winter ablehnt (Schön knackig kalt und trocken, schwärmen die Bekloppten, die Untoten, jaha, das haben sie gern!). Als ich schließlich einwarf, daß dieses glasüberdachte und den vorletzten echten Platz Bremens killende Blöd-blöd-Cafe auf dem Domshof ein idealer Treffpunkt für die hirnamputierte Lauscherschaft privater Radiostationen sei und daß hoffentlich die Tauben so intensiv draufscheißen, daß sich alsbald die tragende Konstruktion zersetzt und das Ding in sich zusammenfällt – da warf man mich hinaus. Wenn diese Leute wüßten, daß ich mich darüber hinaus weigere, mir abends die Zähne zu putzen, weil ich das für eine Erfindung psychisch gestörter Aseptiker halte, die mich auf meinem Weg ins Bett von den herrlichen und gräßlichen Geschmäckern des Tages trennen wollen – dann würde man mich sicher nie mehr grüßen. Jedenfalls nicht mit Zungenkuß.
Liebe Zungenküsser! Wenn auch Sie einmal einen Tag wie den 22. Juli 1999 erleben wollen, folgen Sie mir nach und benutzen Sie morgens beim Duschen ein ohne Tierversuche entwickeltes Gel namens no debate („for men“). Holla! Hoppla! Uiuiui! Der Tag wird anders! Schultern zurück, Brust raus, Stählernes in den Blick, Hände in Höhe der Colts postiert, meine Herren, so wird's ge-macht, no debate.
Liebe Zungenküsserinnen: NATÜRLICH putze ich mir MORGENS die Zähne, aber ja, ausgiebig, atemfrisch, ultraweiß. Daß sich da kein falsches Bild bzgl. meiner Mundhygiene festsetzt!
Burkhard Straßmann
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