TV-Zweiteiler "Dr. Hope": Eine Frau, die kämpft
Der Zweiteiler "Dr. Hope - Eine Frau gibt nicht auf" (Arte, 20.15 Uhr) zeigt, was unsere Vorfahrinnen für uns erkämpften - und Heike Makatsch in sehr schönen Kostümen.
Danke, danke, danke, danke, denkt, wer, als Frau jedenfalls, heute Abend Arte einschaltet und sich Geschichtsfernsehen ansieht mit "Dr. Hope - Eine Frau gibt nicht auf". Und wer das verpasst, der hat am Montag und Mittwoch nochmal Gelegenheit zu danken, da zeigt das ZDF das Ganze als Zweiteiler. Danke also für den Studienabschluss, das Wahlrecht, die Freiheit der Gattenwahl und die Freiheit, das mit dem Gatten zu lassen und das mit den Kindern auch.
So frei ging es nicht zu im Leben von Hope Bridges Adams (1855 bis 1916), die nach dem Tod ihres Vaters in Leipzig möglichst fix unter die Haube soll. Allerdings scheitert die Verbindung zum erstbesten Kandidaten am potenziellen Schwiegervater. Für den sind Kinder fürs Vaterland eine Pflicht, und Hopes Einwand, das Vaterland füttre und wickle die Kinder nicht, führt direkt zum Beziehungsende. Statt mit der Ehe freundet Hope sich mit einer Studentengruppe an, die sie mit sozialistischen Betrachtungen ("Marx war knurrig und eitel, ich fand Engels netter") überzeugt, und prompt ist sie sicher: "Ich werde Ärztin, Mama!" Frauen dürfen zwar offiziell studieren, aber kein Examen machen. Da hilft, was ihr Vater Hope auf seinem Sterbebett mitgab: "Was wirklich zählt, muss man sich erkämpfen." Und Hope kämpft bis zur Kaiserin.
In Dreijahresschritten geht es von da ab fix voran. Hope heiratet ihren Kommilitionen Otto, übernimmt mit ihm eine Praxis, bekommt eine Tochter, kämpft gegen Tuberkulose, bis sie selbst krank wird. Schön ist in dieser Zeit eingefangen, welches Ringen es für Hope ist, jeden Tag. Denn selbst Otto hätte seine Frau bestenfalls gern als Praxishilfe und wirft ihr beständig vor, zu viel für die Welt und zu wenig für sein kleines Reich zu tun.
In großartigen Kostümen mit "Frisur" spielt Heike Makatsch Hope - mit ihrem schon als Margarete Steiff bewährten, spröden "Ich bin eine Frau, die kämpft"-Gesicht. Mitfühlen macht das schwer, bestürzend sind oft mehr die Umstände, als wie die Figur diese erlebt. Hope gab es tatsächlich. Historikerin Marita Krauss hat sie mit ihrem Buch bekannt gemacht und den Drehbuchautoren prompt vorgeworfen, von ihr abgeschrieben zu haben. Für die Dialoge in dieser Mischung aus "Nesthäkchen" und "Dr. Quinn" dürfte das kaum gelten, die sind oft allzu manieriert.
Mit ihrer Praxis ist Hope längst nicht fertig, sie gründet noch ein Sanatorium, verliebt sich in den glühenden Sozialdemokraten (ja, so was gab's mal!) Carl Lehmann, kämpft mit ihm für Geburtenkontrolle und gegen den Hebammenverband, schreibt einen Bestseller, landet vor Gericht, und dann kommt auch noch der Erste Weltkrieg.
Ein bisschen zu viel ist reingepackt in die drei Stunden Film, zwischendurch ist es länglich und doch lohnt es sich. Allein, um zu sehen, was diese Frau alles erreicht - und um dankbar zu sein für das, was man selbst so hat, an Freuden und Freiheiten.
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