piwik no script img

TV-Epos „Game of Thrones“Durch Feuer und Eis nach Hollywood

Im TV-Epos "Game of Thrones" zerfällt ein mächtiges Reich durch Rachsucht und Opportunismus. RTL 2 sendet ab Freitag mehrere Folgen der HBO-Serie.

Kleiner Held: Peter Dinklage erhielt für seinen Darstellung des kleinwüchsigen Strategen Tyrion Lannister kürzlich einen Golden Globe. Bild: RTL II

OSNABRÜCK taz | George R. R. Martin ist ein Weltenerfinder. Mit „Das Lied von Eis und Feuer“, im Original „Game of Thrones“, hat er ein imaginäres Universum erschaffen, neben dem „Der Herr der Ringe“ beinahe zur Kurzgeschichte verkommt. Der 64-jährige US-Autor erzählt in mehreren Bänden und generationenübergreifend von fiktiven Kontinenten, Adelsgeschlechtern und Volksstämmen.

Keine Heldensaga nach Fließbandmuster: Raffinierte Perspektivenwechsel verleihen dem Geschehen eine aufregende Mehrdimensionalität. Rachsucht, Machtgelüste, Opportunismus in großem und kleinem Stil bewirken den Zerfall eines einst mächtigen Reichs.

Ein solch weitschweifiges Epos kann bestenfalls als Fortsetzungsserie verfilmt werden. Der US-amerikanische Abonnementsender HBO ging dieses Wagnis ein und nahm damit ein Mammutprojekt in Angriff. Je Buch entsteht eine Staffel, mit großem Ensemble und internationalen Teams opulent gedreht in Irland, Schottland, auf Malta, in Marokko, auf Island und in Kroatien.

Für die derzeit in Produktion befindliche zweite Staffel liefert die jüngst für ihren Beitrag zu Martin Scorseses „Hugo Cabret“ Oscar-prämierte, in Deutschland gegründete Firma Pixomondo die visuellen Effekte. Die erste Staffel von „Game of Thrones“, in den USA ab April 2011 erfolgreich ausgestrahlt, fand über die diversen HBO-Ableger sowie Lizenznehmer Verbreitung in über 80 Ländern.

Free-TV-Premiere

In Deutschland war die erste Staffel bei TNT zu sehen und erlebt nun am Wochenende zwischen dem 23. und 25. März ihre Free-TV-Premiere bei RTL 2 mit jeweils mehreren Folgen pro Abend. Mit dieser Ballung reagiert der Sender auf Veränderungen im Rezeptionsverhalten namentlich des Serienpublikums, das sich insbesondere bei Fortsetzungsserien nur noch ungern auf einen wöchentlichen Sendeturnus einlässt.

RTL-2-Programmdirektor Holger Andersen, der in diesem Jahr mit „The Walking Dead“ eine weitere hochkarätige Serie des fantastischen Genres zeigen wird, bestätigt: „Das Sehverhalten hat sich bei fortlaufenden Geschichten in den vergangenen Jahren in die angesprochene Richtung verändert. Fans möchten lieber zeitnah am Ball bleiben und nicht wochenlang auf die Fortsetzungen warten.“

Die zusammenhängende Ausstrahlung erleichtert zudem den Zugang zu der anspruchsvollen Handlung, die sich über zwei Kontinente erstreckt und sich auf eine Fülle an Schauplätzen zwischen eisigen Nordlanden und unbehaglichen Burgen, zwischen Feldlagern, Kerkern, mediterranen Küsten und endlosen Steppen verteilt.

Sprungbrett nach Hollywood

An der Spitze der beeindruckenden Schauspielerschar stehen britische Stars wie Sean Bean, Iain Glen und Lena Headey, aber auch deutsches Personal ist beteiligt. Sibel Kekilli, unter anderem aus den Kieler „Tatorten“ bekannt, wurde für die Rolle der gewitzten Kurtisane Shae gebucht.

In der bereits abgedrehten zweiten Staffel hat der deutsche Schauspieler Tom Wlaschiha eine wiederkehrende Rolle als Jaqen H’ghar. „Eine sehr ambivalente Figur“, erzählt der aus Filmen wie „Die Wolke“ oder „Anonymus“ bekannte 39-Jährige, der in London wohnt, mehrere Sprachen spricht und seit 2010 zumeist im englischsprachigen Raum dreht.

„Jaqen H’ghar wird eingeführt als Auftragsmörder, ohne dass man genau weiß, was seine geheime Agenda ist.“ Die Dreharbeiten in mittelalterähnlichem Ambiente hat Wlaschiha sehr genossen. Ausstattung, Spezialeffekte, Aufbauten kämen einer Kinoproduktion gleich. In den USA wird die zweite Staffel von „Game of Thrones“ ab April zu sehen sein. Und könnte sich unter Umständen für die beiden deutschen Mitwirkenden als Sprungbrett nach Hollywood erweisen.

„Game of Thrones“, 23./24./25. März, 20.15 Uhr, RTL 2

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • KM
    Klaus Michelitsch

    Wer die Bücher kennt weiss, das zumindest versucht wurde, sich eng an der Vorlage zu halten. Das dies bei einem solchen Werk nicht immer gelingen kann sollte jedem klar sein. Also, mir hat es sehr gut gefallen. ... und einen "üblichen Serienscheiß" habe ich absolut nicht gesehen. Schon allein die Tatsache, das auch die ins Herz geschlossenen Helden sterben, ist sicherlich nicht der übliche Weg.

  • RB
    Rainer Baumann

    Von wegen beste Serie, die ich je gesehen habe. Der übliche Serienscheiß. Und dann die unsäglichen Dialoge. Eine Enttäuschung.

  • WI
    Winter is coming

    Ich zweifle, ob Herr Keller auch nur eine Folge der Serie gesehen hat. Wohl kaum, sonst hätte er Peter Dinklage erwähnt (Foto und Untertitel fehlen in der Druckausgabe).

     

    Warum gibt's HBO nicht im deutschen Internet? Die erste Staffel gibt's übrigens in USA seit einigen Wochen auf DVD/Blue-Ray.

     

    Noch 10 Tage...

  • T
    tropic

    Die beste Fernsehserie zur besten Bücherserie, die ich jemals gesehen habe.

     

    Eigentlich bildet die Serie hervorragend die Gesellschaft wieder, und zwar nicht nur unsere, sondern jede. Dass Menschen einerseits von ihrem Umfeld und andererseits von ihren inneren Triebkräften zum Handeln angeschoben werden, bekommt man in dieser naturalistischen Deutlichkeit weder bei Tolkien, noch bei Hohlbein, Rowling oder sonst welchem Fantasymärchenerzählern zu lesen/sehen. Keine glänzenden Helden, kein Gut und Böse. Von Martin können wir etwas über uns lernen.

     

    Ich glaube nicht, dass sie in Deutschland ein Quotenhit wird, Game of Thrones ist alles andere als mainstreamtauglich. Und wenn man die Bücher nicht gelesen hat, geht Vieles vom Reiz der Figuren verloren, die in der Vorlage einfach mehr Ecken und Kanten haben, als es in einer Verfilmung möglich ist.

  • NG
    Nicolas Graf

    Die Buchreihe heißt übrigens auch im Original A Song of Ice and Fire, der erste Band davon heißt "A Game of Thrones." Die Fernsehserie ist nach dem ersten Band benannt.