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Archiv-Artikel

TROTZ VERHAFTUNGEN: FRAUEN FORDERN GLEICHBERECHTIGUNG IM IRAN Die Zivilgesellschaft lebt noch

Seit Monaten läuft im Iran eine Kampagne, die auf die Abschaffung all jener Gesetzte zielt, die Frauen benachteiligen: Dafür wollen die Initiatoren eine Million Unterschriften sammeln. Am Sonntag wurden nun 33 Frauenrechtlerinnen in Teheran verhaftet. Ihr öffentlicher Protest zeigt aber, dass die iranische Zivilgesellschaft nach wie vor lebendig ist – und dass sie sich auch nicht von den Repressionen einschüchtern lässt, die seit der Machtübernahme der Radikalislamisten unter Präsident Ahmadinedschad stark zugenommen haben.

Seit der Gründung des islamischen Gottesstaats führen Frauen einen mutigen Kampf für ihre Rechte. Dieser Kampf hat sie zu selbstbewussten Vorkämpferinnen gemacht, die eine wichtige Rolle in der iranischen Zivilgesellschaft spielen. Leider werden ihre Aktivitäten von den meisten westlichen Medien kaum wahrgenommen. Deren ständige Dämonisierung des Islam wirft auch einen Schatten auf jene Millionen von Menschen, die im Iran unter hohem persönlichem Einsatz nach Freiheit und Demokratie streben.

Es sind nicht nur die Frauen, die nach Gleichberechtigung verlangen. Auch die iranische Jugend, die über die Hälfte der Bevölkerung stellt, hat den Islamisten längst den Rücken gekehrt, und unzählige Intellektuelle, Schriftsteller, Filmemacher, Künstler und Journalisten kämpfen gegen die rigorose Zensur. Auch die theologischen Bestrebungen um eine innere Reform des Islams sind im Iran viel weiter fort geschritten als in jedem anderen islamischen Land. Aber das Regime versucht, all diese Menschen zum Schweigen zu bringen. Nach der Festnahme der Frauenrechtlerinnen wurden am Sonntag auch mehrere Journalisten festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, sie hätten aus dem Ausland Geld erhalten, um Material gegen das Regime zu sammeln.

Demokratie kann nicht von außen eingebombt werden. Im Iran bildet die Zivilgesellschaft eine Basis, auf der sie sich entwickeln könnte. Es wäre tragisch, wenn sie durch Sanktionen und Krieg zerstört oder zum Schulterschluss mit dem Regime gezwungen werden würde. BAHMAN NIRUMAND