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TRANSFAIR-HANDEL STEIGT. ABER DAS VERTRIEBSNETZ BLEIBT MANGELHAFT Genug ist nicht genug

Der Umsatz fair gehandelter Produkte hat im vergangenen Jahr trotz erdrückender Billigkonkurrenz zugelegt. Das ist gut so. Auf dem hart umkämpften Lebensmittelmarkt konnten beispielsweise Produkte, auf denen das Siegel für fair gehandelte Waren prangt, um 13 Prozent zulegen.

Das ist gut so? Die Zahl hat einen bitteren Beigeschmack. Wichtigstes Transfair-Produkt ist und bleibt nämlich Kaffee, dessen Umsatz 2004 um 6 Prozent zulegte. Wichtigstes Produkt heißt: Kaffee allein macht zwei Drittel des Gesamtumsatzes der fairen Branche aus. Das liegt an seiner Vertriebsstruktur: 20.000 Verkaufsstellen in Deutschland bieten ihn an; fair gehandeltes Spielzeug wird von gerade einmal 800 Weltläden offeriert.

Spielzeug, aber auch Papierwaren und Textilien – es muss den gerechten Händlern darum gehen, fair gehandelte Produkte nicht nur in den Weltläden, sondern auch außerhalb davon zu vertreiben. Wie das Beispiel Kaffee zeigt, sind die Konsumenten durchaus bereit, mit einem fairen Aufpreis ihr Gewissen zu beruhigen und wirklich Gutes für die Welt zu tun. Allerdings müssen die Kunden auch vom fairen Angebot erreicht werden. Kaum jemand ist bereit, für ein Kilo fair gehandelte Bananen durch die halbe Stadt zum Weltladen zu fahren. Erst der Großhandel wird aus fairem Handel wirksame Entwicklungspolitik machen. Warum den Umsatz nicht verdoppeln – jedes Jahr, auch wenn die Professionalisierung das ehrenamtliche Vertriebswesen gefährdet? Großbritannien hat ein Drittel weniger Konsumenten, setzt aber dreimal mehr mit Fair Trade um – dank besserer Vertriebswege. Das ist beispielhaft, weil die enorme Nachfrage den Produzenten nützt.

Den Vertrieb in die Hände von unideologischen Kaufleuten zu legen bedeutet nicht, die Siegelbewahrer ins zweite Glied zu schicken. Das Wichtigste am fairen Handel ist seine Glaubwürdigkeit. Die Produktion muss sorgfältig kontrolliert werden, um schwarze Schafe und Glücksritter draußen zu halten. Die Erfolgsgeschichte des Kaffees zeigt doch aber gerade: Wer Gefahren erkennt, kann sie auch bannen. NICK REIMER