TANZ : Gegen die Regeln antanzen
Sie sind nicht Opfer, sondern handelnde Subjekte – indem sie tanzen. In den Heimatländern der Performerinnen des Moussokouma-Festivals ist es oft schon eine politische Handlung, überhaupt eine Bühne zu betreten. Und nicht nur hier überschreiten die Künstlerinnen die gesellschaftlichen Grenzen und die Narrative der Kolonialzeit. Sie zeigen auch, dass auf dem afrikanischen Kontinent Frauen zu den Pionieren des zeitgenössischen Tanzes zählen. Noch bis zum 16. Juni zeigt das Festival im Hebbel am Ufer Performances von Bouchra Ouizguen, Fatou Cissé, Kettly Noël, Mamela Nyamza, Nacera Belaza, Nadia Beugré und Nelisiwe Xaba & Mocke J. van Veuren, flankiert von Filmvorführungen, Workshops und Künstlergesprächen. Die Senegalesin Fatou Cissé (Foto) zeigt am Freitag in ihrem Stück „Regarde-moi encore“ zunächst eine bewegungslose Frau, die sich mit der Gesellschaft im Krieg befindet. Doch sie zeigt auch unbarmherzigen Humor und rebellische Gesten, die sich langsam zu einem schwungvollen, mutigen und raumgreifenden Bewegungsrepertoire formen. Nach ihr führt Kettly Noël das Tanzstück „Je m’appelle Fanta Kaba“ auf. Es erzählt von einer Frau, die Tänzerin oder Prostituierte ist – so klar ist der Unterschied nachts in ihrer Heimatregion im Mali nicht. Anschließend Publikumsgespräch.
■ Moussokouma: HAU 1-3, bis 16.6., www.hebbel-am-ufer.de