■ T. ROTHERMEL, BREMER KÜNSTLER, ÜBER WALLER:: "Gut für's abgeschnittene Ohr!"
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T.Rothermel Foto: WS
Endlich haben wir einen gefunden, der uns neue Ziele und Aufgaben setzt, endlich können wir uns von unserer selbstverschuldeten Unmündigkeit befreien, wir sind wieder wer, nicht mehr nur die Malochis von Staats Kneten. Klar, so machen wir's. Immerhin gibt's in Bremen sicherlich zwei-, dreihundert, die gut wären für's abgeschnittene Ohr: Leute sammelt euch, unter der Erdbeerbrücke, ein wildromantischer Platz! Dort entwickeln wir dann die Perspektive, die einem Künstlerherzen frommt. Und hinterher ab in die Konkurrenz, die geklauten Pinsel und die Wurststulle aus der Mülltonne werden uns den Weg in die hehre Kunst weisen, und der Markt wird uns mit offenen Armen empfangen. (Ist ja so eine freie Wirtschaft — gibt's da auch 'nen ordentlichen Schnaps? ...fällt mir ja nix ein als Kalauer...)
Endlich sind wir raus aus dem Mief der 60er Jahre, es lebe der Künstler, endlich wieder richtig hungern! Wir dürfen uns wieder als die Inkarnation der Ideologie des freien Individuums an die pochende Unrast ungestillten Lebensdurstes hingeben! Ellbogen frei! Und ein paar wird's immer geben, die halt ihren Beruf verfehlen, sollen Beamte werden, haben eh ihren Lohn dahin. Ach, da war noch der Witz mit dem Schwein und dem Künstler, aber den erzählen wir erst, wenn die nächste Auktion bei Sotheby's ist. Sind wir dann ja sowieso dabei, wenn wir nun schon gestorben sind. Modell Bremen, dank auch schön!Tilman Rothermel, Kunstlehrer und freischaffender Künstler in Bremen.
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