: Synode des DDR-Kirchenbundes
taz/ena - Wahlen standen im Mittelpunkt der Synode des evangelischen Kirchenbundes der DDR, die sich am Wochenende im Berliner Stephanus-Stift konstituierte. An erster Stelle stand die Wahl des neuen Vorsitzenden der Konferenz der Kirchenleitungen (KKL). Die Synode wählte den Magdeburger Bischof Dehmke (54) in das höchste kirchliche Gremium der DDR, der damit Landesbischof Werner Leich ablöst, der seit 1986 den Vorsitz führte.
Zum Teil heftig kritisiert wurde dessen Lagebericht des Kirchenbundes der DDR. In der folgenden Aussprache äußerten sich viele Synodale besorgt bis ablehnend gegenüber staatlichen und nun auch kirchlichen Vereinigungsabsichten. So erinnerte Propst Heino Falcke (Erfurt) daran, daß die „Oktoberrevolution“ in der DDR auch von einer sozialistischen Alternative für die westliche Konsumgesellschaft getragen war. Verärgert äußerten sich Sprecher zu dem „selbstgerechten und verklärenden Bild“, das Leich über das gesellschaftspolitische Engagement der Kirchen in den letzten beiden Jahren gezeichnet hatte. Auch Leichs Plädoyer für die soziale Marktwirtschaft wurde kritisiert. Pfarrer Axel Noack: „Für mich ist die Marktwirtschaft genauso sozial wie der Zentralismus bei uns demokratisch war. Marktwirtschaft ist immer brutal.“
Gewählt wurde auch das neue Präsidium der Bundessynode, mit deutlich weiblichem Übergewicht. Vier Frauen und ein Mann sitzen fortan der Synode vor. Zum neuen Präses wählte die Synode (die ansonsten eindeutig männerdominant war) die 54jährige Frau Oberkonsistorialrätin Rosemarie Cynkiewicz. Damit wurde zum erstenmal eine Frau Präses der Bundessynode. „Nun entspricht die Zusammensetzung unseres Synodalpräsidiums dem unserer Gottesdienstbesucher“, sagte Frau Präses direkt nach der Wahl. Ansonsten bestimmten Fragen zum Einigungsprozeß beider deutscher Staaten die Gemüter der Synodalen. So hob der Dresdener Bischof Johannes Hempel hervor, daß die Vereinigung der evangelischen Kirchenbünde am längsten von allen Vereinigungen in Deutschland brauchen werden, da dabei redlich und sensibel miteinander umgegangen werden muß.
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