Susanne Lang über DIE ANDEREN : Frau Fröhlich, wir müssen reden!
Die Bestsellerliste ist der Beweis: in Deutschland regiert doch eine Frau. Sie heißt Susanne Fröhlich
Sie ist blond, oft und gerne am Freitag. Sie lebt mit dem Mann zusammen, den alle Frauen für sehr klug halten (Gerd Scobel, „Kulturzeit“-Moderator). Sie hat zwei Kinder und arbeitet. Sie schreibt einen neuen Teil ihrer Fortsetzungsromanreihe, in dem die Heldin zwei Kinder hat, nicht mehr arbeitet und ihr Hausfrauendasein mit einem Vibrator aufpeppt. Sie wandert mit dieser „Familienpackung“ sofort in die Bestsellerliste. Sie ist das gute „Moppel-Ich-Gewissen“ jeder Frau. Sie ist 42 Jahre alt. Sie ist es, die Frauen verstehen. Sie, nur sie, könnte mir endlich erklären, was schief läuft bei uns Frauen – die noch nicht mal eine von uns als Alpha-Weibchen wählen wollten. Ich wählte Susanne Fröhlichs Nummer. Sie sagte: Ja. Gerne. Unser Date beginnt vorbildlich: Sie kommt im Doppelpack, mit guter Freundin (und Koautorin). Sie lächelt. Sie wird ehrlich Fröhlich sein.
1. Karriere
Warum hat Ihre Heldin den Beruf aufgegeben? „Sie pausiert kurz, wie das viele Frauen immer noch tun – was mich wundert. Die Vorstellung, Mutter zu sein, ist immer noch sehr romantisiert. Und dann sitzen die Frauen in diesem selbst gewählten Schicksal und winden sich.“ Wird Ihr Buch etwas am Status quo verändern? „Ich habe keine Mission, ich beobachte ganz gut. Frauen wissen gar nicht, was sie wollen. Letztlich ist das die Konsequenz aus den Rahmenbedingungen. Wer Kind und Beruf will, hat immer ein schlechtes Gewissen.“
Sie selbst war bis vor kurzem auf Lesereise quer durch Deutschland. Kommt an diesem Vormittag vom Frühstücksfernsehen, wird am Nachmittag zur Aufzeichnung von „Blond am Freitag“ bestellt. Sie sieht nicht gerade nach schlechtem Gewissen aus. Der Trick? „Ich bin egoistischer als viele Mütter, und ich rate ihnen auch immer dazu. Das ist eine kleine versteckte Botschaft meines Buches: Kümmert euch auch um euch.“
2. Solidarität
Ihr Roman vermittelt den Eindruck, es herrsche jetzt die Hausfrauenbewegung. „In meiner Hörfunksendung hatte mir einmal eine Frau auf die Frage, was die schlimmste Beschimpfung für sie wäre – Luder, Schlampe oder Emanze – geantwortet: Emanze. Ich war total fassungslos und habe gesagt: ‚Na ja, ich zum Beispiel bin ja eine Emanze‘.“ Okay. – Emanze? „Ich glaube, der Ausdruck gilt als unweiblich oder unsexy. Deshalb sagt es keine, deshalb sage ich es gerne. Dass ich auf Frauenseite stehe, ist kein Geheimnis. Mich wundert, dass Frauen sich so viel gefallen lassen. Wir sind mehr als 50 Prozent der Bevölkerung! Angenommen wir alle würden sagen, wenn sich frauenpolitisch nichts tut, wählen wir dich Scheißer schon gar nicht, dann würde das schnell eine Partei ins Programm aufnehmen. Aber der kollektive Gedanke ist nicht mehr verbreitet.“ Frauensolidarität hatten wir doch erst: Schwarzer und Co. für Merkel als Kanzlerin? „Ich hätte nie bei einem dieser Unterstützerinnen-Bündnisse mitgemacht. Ich sympathisiere doch nicht mit ihr, weil sie eine Frau ist. Da kämen ja viele in Frage – gut, sie wäre mir lieber als Cora Schumacher …
3. Image
Von Ihnen heißt es immer: ‚Das ist doch die mit dem klugen Mann …‘ „Ja, ich bin sehr beliebt jetzt bei Buchhändlerinnen, Studienrätinnen usw., die sind alle sehr vernarrt in meinen Mann. Er ist klug, gar keine Frage. Und mein kluger Mann findet meine Arbeit lustig, spinnt auch mal meine Geschichten weiter. So viel zum Vorurteil: der Kluge und die Unterhaltungstante. Wir sind auf unterschiedlichen Baustellen unterwegs.“
Die Moppel-Baustelle? „Ich bin meinem Speck sehr dankbar, mit ihm habe ich richtig gut Geld verdient. Ich bin gerne das ‚Moppel-Ich‘. Ansonsten sagen meine Leserinnen immer: Von Frau Fröhlich möchte ich was Fröhliches. Und diese Schublade ist mir doch lieber als die von Ralf Siegel oder Beckenbauer.“ Und Sie lassen keine Fernsehshow aus – auch so ein Vorurteil über Sie? „Lustig, dass mir das immer vorgehalten wird! Und was ist mit Herrn Jauch oder Herrn Pilawa? Das Komische ist, dass ich schon viel absage, ich weiß sehr wohl um das heikle Moment der Überdosierung.“
Sie verabschiedet sich. Und geht mit Freundin shoppen. „Kreditkarte Gassi führen.“
Fragen zu Speck? kolumne@taz.de Morgen: Arno Frank über GESCHÖPFE